Friseurbesuch wird teurer: Schwarzarbeit boomt
Bad Homburg (dpa) - Für den Friseurbesuch müssen die Kunden nach Einschätzung der Branche künftig tiefer in die Tasche greifen.
Wieviel mehr künftig fürs Schneiden, Waschen, Färben und Fönen fällig wird, ließ Rainer Röhr, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des deutschen Friseurhandwerks, in Bad Homburg offen.
Es müsse den Kunden vermittelt werden, dass persönliche Dienstleistungen ihren Preis hätten - das Bewusstsein dafür sei aber nicht sehr entwickelt: „Wenn es um den eigenen Kopf geht, gibt es viel Zurückhaltung.“ Durchschnittlich 40 bis 45 Euro zahle ein Kunde pro Friseurbesuch - Frauen lassen sich die Verschönerung demnach rund 42 Euro kosten, Männer im Schnitt 16 Euro.
Preiserhöhungen seien zwangsläufig, sagte Franz-Josef Küveler, Art Director des Verbandes. Eben erst hat der Zentralverband mit der Gewerkschaft Verdi einen Mindestlohn für die rund 261 000 Beschäftigten vereinbart.
Er liegt vor allem im Osten Deutschlands deutlich über den aktuellen Löhnen und soll in Stufen bis 2015 auf bundesweit einheitlich 8,50 Euro steigen. Im Osten werde derzeit mancherorts weniger als vier Euro Stundenlohn gezahlt - der Mindestlohn bedeute eine Riesenbelastung für diese Betriebe, sagte Küveler.
Nun müsse der Zentralverband auch andere in der Branche zum Mitmachen bewegen, „sonst geht der ruinöse Wettbewerb weiter“, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller. Zwei der großen Ketten seien inzwischen im Boot, so Verbandsfunktionär Röhr.
Die Branche beklagt zudem zunehmende Schwarzarbeit und Nachwuchsmangel: Schwarzarbeit habe einen Umfang von schätzungsweise 20 Prozent des legalen Branchenumsatzes, sagte Röhr.
Die knapp 80 000 in die Handwerksrolle eingetragenen Betriebe hätten 2011 einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro erzielt, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 2,0 Prozent. 2012 habe sich diese Entwicklung fortgesetzt. Genaue Zahlen nannte der Verband jedoch nicht.
Nachwuchsmangel sei der Hauptgrund für die Vereinbarung über einen Mindestlohn, sagte Röhr. Rund 12 000 junge Menschen hätten 2012 eine Ausbildung begonnen, 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Um den Beruf attraktiver zu machen, soll es künftig mehr Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten geben, etwa zu Salonmanagern.