Druckindustrie Fünfte Verhandlungsrunde - Der Druck-Tarifstreit zieht sich
Berlin · Die Verhandlungspartner im Drucktarifstreit sitzen am Donnerstag erneut zusammen. Eine Einigung ist aber noch immer nicht in Sicht. Die Auswirkungen sind auch für Millionen von Zeitungslesern spürbar.
Bereits seit dem 17. September streiten der Bundesverband Druck und Medien und die Gewerkschaft Verdi ergebnislos über einen neuen Tarifvertrag für die Beschäftigten der Druckindustrie. Am 22. November kommen die Tarifpartner zur bereits fünften Verhandlungsrunde in Berlin zusammen, eine Einigung ist jedoch offenbar nicht in Sicht. In der Auseinandersetzung geht es sowohl um Löhne als auch einen neuen Manteltarifvertrag.
Verdi fordert eine Lohnerhöhung von fünf Prozent und lehnt Verschlechterungen im Manteltarif ab. Die Arbeitgeberseite hat zuletzt ein Angebot mit einer Laufzeit von 30 Monaten vorgelegt, das in der Summe rund 3,8 Prozent Lohnerhöhung und zwei Sonderzahlung von jeweils 200 Euro vorsah. Die aktuellen Tarif-Stundenlöhne in der Druckindustrie liegen, gestaffelt in sieben Lohngruppen, in den alten Bundesländern zwischen 13,23 und 21,45 Euro. Den durchschnittlichen Bruttoverdienst pro Stunde in Deutschland gab das Statistische Bundesamt zuletzt mit 16,97 Euro an (Zahlen von 2014).
Auswirkungen auch für Millionen Zeitungsleser spürbar
Seit dem 1. Oktober begleitet Verdi die Tarifauseinandersetzung mit Arbeitskampfmaßnahmen. Während der Tarifstreit in der Berichterstattung der meisten Medien keine Rolle spielt, bekommen Millionen von Zeitungslesern ihn täglich zu spüren. Um das tägliche Erscheinen auch bei unangekündigten Arbeitskampfmaßnahmen sicherstellen zu können, produzieren die Zeitungs-Druckereien derzeit etliche Ausgaben mit zusammengelegten oder reduzierten Lokalteilen. Betroffen sind davon auch Ausgaben unserer Zeitung.
Bei der Tarifauseinandersetzung geht es um die Löhne und Arbeitsbedingungen von rund 134.000 gewerblich Beschäftigten in mehr als 7500 Betrieben. Seit Anfang Oktober richteten sich bundesweit mehr als 60 stundenweise Arbeitsniederlegungen von Verdi nahezu ausschließlich gegen Zeitungsdruckereien. Lediglich 202 der mehr als 7500 Branchenbetriebe sind Zeitungsdruckereien. In ihnen sind nur 6,7 Prozent der Branchenbeschäftigten tätig.
Zahl der Beschäftigten und Betriebe stark gesunken
Laut der Druck-Arbeitgeber ist die Gesamtzahl der Betriebe und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den vergangenen 18 Jahren um rund 40 Prozent zurückgegangen. Allein von 2017 zu 2018 sei die Zahl der Betriebe um 306, die der Beschäftigten um 2690 gesunken. Bei abnehmender Arbeitsproduktivität und Produktionsmenge habe sich die Zahl der Insolvenzen um 12,8 Prozent erhöht. Im gleichen Zeitraum sei der Papierpreis um 6,2 Prozent gestiegen.
Der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke wirft den Arbeitgebern dagegen vor, sie wollten die Beschäftigten in der Druckindustrie schlechter stellen „als in allen anderen Branchen in Deutschland“. So sei etwa in der chemischen Industrie im September eine Lohnerhöhung von 4,6 Prozent vereinbart worden. Die Preise für die Lebenshaltung würden in den Jahren 2018 und 2019 um insgesamt rund vier Prozent steigen. Angesichts dieser Preissteigerungsrate führten die Angebote der Arbeitgeberseite für die Mitarbeiter „zu weniger Geld im Portemonnaie“.