Fusion zur weltgrößten Fluggesellschaft wackelt
Washington (dpa) - Der Zusammenschluss von American Airlines und US Airways zur weltgrößten Fluggesellschaft gerät in Gefahr.
Das US-Justizministerium und mehrere Bundesstaaten wollen die Fusion mit einer Wettbewerbsklage verhindern. Sie befürchten, dass die Preise steigen und gleichzeitig Flüge insbesondere zu kleineren Zielen im Land gestrichen werden.
„Die Verbraucher müssten den Preis für diesen Zusammenschluss zahlen - in höheren Ticketpreisen, höheren Gebühren und weniger Auswahl“, erklärte Justizminister Eric Holder am Dienstag in Washington. Selbst kleine Preiserhöhungen bei einzelnen Flügen würden sich in der Gesamtheit auf eine Mehrbelastung von mehreren Hundert Millionen Dollar für die Kunden summieren.
Hintergrund der drastischen Worte ist die Bedeutung des Fliegens in den USA. In dem Land mit seinen weiten Strecken ist das Flugzeug so wichtig wie in Deutschland die Bahn. So ziemlich jede mittelgroße Stadt besitzt ihren eigenen Verkehrsflughafen. Im vergangenen Jahr hätten Reisende in den USA rund 70 Milliarden Dollar (53 Mrd Euro) fürs Fliegen ausgegeben, rechnete das Justizministerium vor.
Die Wettbewerbshüter sorgen sich vor allem darum, dass die Preise auf den mehr als 1000 Strecken steigen, auf denen American und US Airways momentan als direkte Konkurrenten auftreten. Auf dem Großteil der inländischen Routen gebe es schon heute kaum mehr Auswahl, monierte das Ministerium.
Die Reaktion der Börse gab den Wettbewerbshütern in ihrer Einschätzung Recht: Nicht nur die Aktie von US Airways fiel um 9 Prozent, sondern auch die Papiere der größten Rivalen Delta und United brachen ein. Die Anleger hätten sich erhofft, dass durch die Fusion die Ticketpreise und damit die Renditen für alle Gesellschaften steigen würden, erläuterte ein Händler.
Im Jahr 2005 habe es noch neun große US-Fluggesellschaften gegeben, hieß es in der Klage. Wenn die Fusion durchgehe, seien es nur noch vier Airlines, die mehr als 80 Prozent des Marktes beherrschten. In den vergangenen Jahren hatten zunächst Delta und Northwest fusioniert und später United und Continental. In beiden Fällen war jeweils ein neuer Marktführer entstanden.
American Airlines und US Airways hatten ihre 11 Milliarden Dollar schwere Fusion im Februar verkündet. Sie wollten das Unterfangen eigentlich noch in diesem Quartal zum Abschluss bringen. Für die American-Muttergesellschaft AMR sollte die Fusion gleichzeitig der Ausweg aus der Insolvenz sein. Gläubiger und Aktionäre der Firmen hatten dem Vorhaben schon zugestimmt und auch die EU-Kommission als europäische Wettbewerbsbehörde sagte unter Bedingungen ja.
Die beiden Fluggesellschaften können nun vor einem Gericht in Washington ihre Fusion verteidigen. Möglich wären auch Zugeständnisse an die US-Wettbewerbshüter. Der Leiter der Kartellabteilung im Justizministerium, Bill Baer, gab sich allerdings am Dienstag hart: „Die beiden Fluggesellschaften haben erklärt, dass sie auch alleine Erfolg haben könnten.“