Fusionsfieber steigt wieder

Weltweit verfügen die Konzerne über Barmittel von drei Billionen Dollar. Die Manager gehen auf Einkaufstour.

Frankfurt. Kaum ist die Wirtschaftskrise vorbei, steigt das Fusionsfieber: Weltweit sind Manager auf Einkaufstour. In der Finanzkrise mussten sie den Gürtel enger schnallen. Der Billionen-Markt für Fusionen lag am Boden.

Durch rigoroses Sparen sind die Kassen vieler Konzerne nun prall gefüllt. "Jetzt ist die Zeit der strategischen Investoren", sagt Fusionsexperte Christoph Schalast, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. "Wer sein Geld zusammengehalten hat, der ist am Start."

Nach Schätzungen verfügen die Konzerne derzeit weltweit über Barmittel von fast drei Billionen Dollar. Diese sind laut Schalast derzeit im Vorteil, weil sie nicht Gefahr laufen, von Private Equity Unternehmen überboten zu werden.

Vor der Krise konnten solche Beteiligungsfirmen Übernahmen bis zu 90 Prozent mit Fremdkapital finanzieren, weil sie leicht ans große Geld kamen - heute könnten sie froh sein, wenn sie 50 Prozent bekommen. "Die Zeit der Exzesse ist erst einmal vorbei." Dennoch ist er davon überzeugt: "Ende 2010, Anfang 2011 wird die nächste Fusionswelle beginnen."

Fast 40 Milliarden Dollar will der britisch-australische Rohstoffgigant BHP Billiton für Potash of Saskatchewan aus Kanada hinblättern. Doch Potash-Chef Bill Doyle ist das nicht genug, und er hat gute Chancen, den Preis noch höher zu treiben: Denn seine Firma fördert Kalisalz, ein begehrter Grundstoff für Düngemittel - angesichts rasant steigender Weltbevölkerung ein großer Wachstumsmarkt.

Ein heftiger Übernahmekampf tobt auch um das US- Biotechnologieunternehmen Genzyme. Die Amerikaner lehnen das 18,5 Milliarden Dollar (14,5 Milliarden Euro) schwere Angebot des Pharmakonzerns Sanofi-Aventis - in bar - strikt ab.

Auch sie reklamieren: "Der Betrag ist zu niedrig." Sanofi-Aventis will nicht locker lassen. Viele Pharmaunternehmen stehen unter Druck, wegen auslaufender Patente sind sie gezwungen, ihre Geschäftsbasis zu verbreitern.

Als einen der großen Player sieht Schalast den führenden Computerkonzern Hewlett-Packard. HP und Rivale Dell bieten derzeit für den kleinen, nahezu unbekannten Speicherspezialisten 3Par mit 194 Millionen Dollar Jahresumsatz regelrecht um die Wette. Sie sind bereits bei zwei Milliarden Dollar angelangt.

Auch der weltgrößte Chiphersteller Intel mischt im Übernahme-Monopoly mit: Um seine Abhängigkeit von Prozessoren zu verringern, ließ sich der Konzern kürzlich die Übernahme des Antiviren-Spezialisten McAfee 7,7 Milliarden Dollar kosten und kaufte unlängst die Handy-Chipsparte von Infineon für 1,4 Milliarden Dollar.