Feierlaune lässt die Börse kalt

Firmen und Verbraucher sind so optimistisch wie lange nicht mehr – doch am Aktienmarkt fallen die Kurse.

Nürnberg/Frankfurt. Die Euphorie über den Aufschwung in Deutschland erhält derzeit fast täglich neue Nahrung. Doch während der Boom nun auch bei Otto-Normalverbraucher angekommen ist, treten Anleger schon wieder auf die Bremse. Die Märkte trauen dem Braten nicht, der Dax gibt seit Wochen nach. Am Donnerstag schloss er leicht erholt bei 5912,58 Punkten. Investoren sehen den Höhepunkt der Konjunkturerholung bereits erreicht und fürchten, dass der nächste Abschwung droht.

Zunächst geht das wirtschaftliche Sommermärchen in Deutschland aber weiter. Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist wie weggeblasen, wie die Konsumklimastudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) offenbart. "Das gibt den Menschen Sicherheit und führt dazu, dass sie wieder größere Anschaffungen planen", sagt GfK-Konsumforscher Dirk Mörsdorf.

Entsprechend stieß die GfK bei ihren Befragungen im August auf eine so gute Verbraucherstimmung wie zuletzt im Oktober 2009. Immer mehr Menschen sind davon überzeugt, dass der Aufschwung mehr ist als nur ein kurzes Strohfeuer. Viele gingen davon aus, dass sie die Konjunkturerholung demnächst auch in ihrem Geldbeutel spüren werden - was die Kauflaune anregen dürfte.

Nicht nur die Kunden sind optimistisch. In den Firmen stieg die Stimmung zuletzt auf ein Drei-Jahres-Hoch, wie der wichtigste Frühindikator der Wirtschaft, der Ifo-Index, zeigt. Das lässt an den Börsen die Alarmglocken schrillen: "Historisch macht es mehr Sinn zu kaufen, wenn der Ifo auf einem Rekordtief ist", begründet Commerzbank-Aktienstratege Andreas Hürkamp die Kaufzurückhaltung der Anleger.

Anfang August hatte der deutsche Leitindex Dax das Jahreshoch von 6386 Punkten erreicht. Am Donnerstag pendelte er um 5910 Punkte. "Die Kurskorrektur an den Aktienmärkten wird sich fortsetzen, trotz der überwiegend positiv gelaufenen Berichtsaison", glaubt Helaba-Expertin Claudia Windt. Grund seien vor allem negative Konjunkturnachrichten aus den USA.

"Die Frage ist nun: Sehen wir im Herbst in Deutschland nur eine Wachstumsdelle oder einen neuen Abschwung", beschreibt Hürkamp die Sorgen der Investoren - die er aber nicht teilt: "Unsere Prognose ist, dass der Markt bald merkt, dass sich das Wachstum nur abschwächt, wir aber keinen Abschwung haben." Dann könnten auch die Aktienkurse sehr schnell steigen.