Zahl der offenen Stellen steigt

Die Nachfrage ist wieder auf Vorkrisen-Niveau. Die Arbeitslosenquote sinkt.

Nürnberg. Nach einem drastischen Einbruch im Jahr 2009 ist der Bedarf der Wirtschaft an Arbeitskräften wieder auf Vorkrisen-Niveau. Selbst im Ferienmonat August sei die Zahl der offenen Stellen weiter gestiegen - wenn auch nicht mehr so stark wie in den Vormonaten, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Entsprechend kletterte der von der BA monatlich berechnete Beschäftigungsindex BA-X im August um zwei Punkte auf 143 Zähler - dies ist der höchste Wert seit August 2008.

"Die Arbeitskräftenachfrage hat sich vom krisenbedingten Einbruch erholt, die Betriebe signalisieren wieder deutlichen Einstellungsbedarf", kommentierte die Bundesagentur die Lage. Zu der schnellen Erholung habe vor allem die Zeitarbeit beigetragen: Gut jede dritte gemeldete Stelle komme derzeit aus der Zeitarbeit. "Aber auch in anderen Branchen wie im Einzelhandel, in der Gastronomie, im Bausektor und im Gesundheits- und Sozialwesen werden zahlreiche Mitarbeiter gesucht", betonte die Bundesagentur. Teilweise gebe es schon wieder Probleme, qualifizierte Fachkräfte zu finden.

Derweil gehen Experten davon aus, dass sich der Job-Boom auch positiv auf die Zahl der Arbeitslosen im August ausgewirkt hat. Nach Abzug saisonaler Effekte sei die Zahl der Arbeitslosen im August um 10 000 bis 20 000 auf 3,18Millionen zurückgegangen, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken. "Die Abkühlungstendenzen der Weltwirtschaft sind offenbar in Deutschland noch nicht angekommen", sagte Alexander Koch von der HypoVereinsbank. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag bekanntgeben.

Ob die Aufwärtsentwicklung auf dem Arbeitsmarkt im selben Tempo wie in den vergangenen Monaten weitergeht, bezweifeln die befragten Bankenvolkswirte allerdings. "Das starke Wachstum im ersten Quartal war eine außergewöhnliche Entwicklung. Das kann sich so nicht wiederholen", urteilt etwa Rolf Schneider von der Allianz. Ähnlich sieht das sein Kollege Stephen Schneider von der Deutschen Bank: "Ich gehe davon aus, dass der Schwung demnächst nachlässt." Dennoch dürfte die Arbeitslosigkeit im Spätherbst unter die psychologisch wichtige Drei-Millionen-Marke sinken.