Fußballkrimi um Übertragungsrechte - Telekom gegen Sky
Bonn (dpa) - Im Poker um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga werden die Messer gewetzt. Mitte April fällt die Entscheidung über die Vergabe der milliardenschweren Pakete. Die spannendste Frage: Wer erhält die Live-Rechte?
Bonn (dpa) - Im Poker um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga werden die Messer gewetzt. Mitte April fällt die Entscheidung über die Vergabe der milliardenschweren Pakete. Die spannendste Frage: Wer erhält die Live-Rechte?
René Obermann ist seit gut fünf Jahren Vorstandschef der Deutschen Telekom. Er hat nicht immer ein glückliches Händchen gehabt. Doch jetzt schickt er sich an, einen großen Fisch an Land zu ziehen: Es geht um die Vergabe der lukrativen Übertragungsrechte der Bundesliga durch die Deutsche Fußball Liga (DFL). Die Bonner haben ihren Hut in den Ring geworfen und wollen mit dem Erwerb der Live-Rechte den bisherigen Rechteinhaber Sky aus dem Rennen werfen.
Es geht um viel Geld. So wird spekuliert, dass allein die Live-Übertragungsrechte, das lukrativste aller zur Vergabe anstehenden Rechtepakete, in den vier Jahren ab der Saison 2012/2013 eine Summe von mehr als einer Milliarde Euro einspielen könnten. Hinzu kommen weitere Millionenerlöse aus den anderen Rechtepaketen.
„Kein Kommentar, alles Spekulationen!“ - Wer Fragen stellt, erhält in diesen Tagen eine Abfuhr: Ob Telekom oder Sky, private oder öffentlich-rechtliche Sender, keiner will sich zum Ablauf der komplizierten Auktion äußern. Auch die DFL weist darauf hin, dass am Ende nur die Ergebnisse präsentiert und keine Zwischenstände bekanntgegeben werden. Denn das Interesse des Verbandes ist groß, für die Liga möglichst viel aus der Auktion zu erlösen.
Dass nun ausgerechnet ein Konzern wie die Telekom Medienunternehmen wie Sky herausfordert, hat in den vergangenen Wochen die Gemüter erhitzt und die Wogen hoch schlagen lassen. Medienrechtler kritisieren, dass der Bonner Riese, an dem der Bund mit etwas mehr als 30 Prozent beteiligt ist, als staatlich beeinflusstes Unternehmen gar nicht als Bieter auftreten dürfe. Thomas Fuchs, der oberste deutsche Medienwächter, gibt zu Bedenken: „Sollte die Telekom ein Rechtepaket erwerben, das erheblich größer ist als zuvor, ist eine Neubewertung der Sendelizenz der Constantin Medien erforderlich“.
Die Münchener Gesellschaft ist das Partnerunternehmen der Telekom, an das die Bonner die IPTV-Rechte, also das Internetfernsehen, in Sublizenz vergeben haben. Constantin Sport Medien produziert das Produkt Liga Total, das Entertain-Kunden der Telekom zusätzlich buchen können. Zu prüfen wäre, meint Fuchs, ob Constantin Medien ihre Unabhängigkeit als Programmveranstalterin unter veränderten Bedingungen noch wahren könne. Dass das Unternehmen im Jahr 2009 eine Sendelizenz erhalten habe, stelle keine Präjudiz bei der Einschätzung einer neuen Situation dar.
Ein Inhalteanbieter wolle die Telekom auch gar nicht sein, beteuern die Bonner immer wieder. Constantin Medien operiere unabhängig und in Eigenregie. Welchen Einfluss könne die Telekom schon auf eine Produkt wie Fußball nehmen, sagt ein Manager des Konzerns. Und Vorstandschef Obermann holt noch weiter aus: „Es wundert mich schon“, wird er in der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert, „dass sich alle beim Pay-TV mit einem Monopol zufriedengeben.“ Kritiker nehmen der Telekom nicht ab, dass ein Unternehmen wie Constantin Medien unabhängig agieren könne. Von Taschenspielertricks und Umgehungsgeschäften ist die Rede, wenn die Sprache auf diese Partnerschaft kommt. Und Klagen gelten schon heute als sicher, wenn der rosa Riese den Zuschlag für die Live-Rechte erhält. Doch der Ausgang ist offen. Nicht auszuschließen, dass sich die Streithähne am Ende doch noch zusammenraufen und eine Lösung finden.
Vor einigen Wochen hatte Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan in der „Financial Times Deutschland“ der Telekom eine Zusammenarbeit angeboten: Der Bezahlsender könne die TV-Plattformen von Telefonkonzernen und Kabelfirmen mit Inhalten beliefern. Ähnlich äußert sich jetzt auch die Telekom: „Wir wollen die Bundesliga von der Leine lassen“, sagte ein Sprecher. Diskriminierungsfrei sollen alle Interessenten einen Zugang zu dem Pay-TV-Produkt erhalten.
Deutschland Chef Niek van Damme will das Entertain-Programm aufhübschen und die Kundenzahl von derzeit 1,6 Millionen deutlich erhöhen. Im Herbst vergangenen Jahres hat er den Grundstein dafür gelegt. Entertain seit dem ist nicht nur über Internet, sondern auch über Satellit zu empfangen. Und diesen Kunden soll nun ebenfalls Bundesliga Fußball Live geboten werden.