Volkmar Denner wird neuer Bosch-Chef
Stuttgart (dpa) - Volkmar Denner wird neuer Chef des Autozulieferers und Technologiekonzerns Bosch. Der 55-Jährige löst zum 1. Juli Franz Fehrenbach (62) ab, der seit neun Jahren an der Spitze von Bosch steht, teilte das Unternehmen am Freitag in Stuttgart mit.
Denner, der derzeit in der Geschäftsführung für Forschung und Entwicklung zuständig ist, wird der erst siebte Chef in der 126-Jährigen Geschichte des Unternehmens. Fehrenbach wiederum folgt auf den langjährigen Aufsichtsratschef Hermann Scholl. Der 76-Jährige verlässt das Unternehmen nach 50 Jahren und scheidet auch aus der Robert Bosch Industrietreuhand KG aus. Das Gremium ist das Machtzentrum des Konzerns, in dem alle wichtigen Entscheidungen fallen.
Scholl war selber zehn Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung, bis er die Leitung 2003 an Fehrenbach abgab und Chef im Aufsichtsrat wurde. Fehrenbach wird auch geschäftsführender Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG.
Für den Bosch-Konzern, der mit Autotechnik wie dem Antiblockiersystem (ABS) oder dem Elektronischen Stabilitäts-Programm (ESP) zum Weltmarktführer heranwuchs, markiert der Wechsel an der Unternehmensspitze zugleich den Schritt in ein neues Zeitalter. Zwar ist auch der künftige Chef Denner ausgewiesener Autoexperte - er kommt von der Motorsteuerung, bei Fehrenbach waren es die Dieseleinspritzsysteme.
Doch Denner kümmert sich seit einigen Jahren bei Bosch um das Zukunftsfeld „Internet der Dinge und Dienste“. Dahinter steht die Idee, die Technik des Konzerns fit für eine ganz neue Welt zu machen, in der Maschinen weitgehend eigenständig und intelligent kommunizieren. Es geht sozusagen um das Zusammenwachsen der realen und virtuellen Welt - dafür steht Denner.
Denner ist seit 1986 bei Bosch tätig und seit 2006 Mitglied der Geschäftsführung. Der Physiker befasse sich intensiv mit dem dynamischen technologischen Wandel und den Chancen, die sich für Bosch durch verstärkt internetfähige Dienste und Lösungen böten, teilte Bosch mit.
Fehrenbach ist seit 2003 oberster Bosch-Manager. Er ist ein echtes „Bosch-Gewächs“: 1975 nach seinem Examen als Diplom-Wirtschaftsingenieur begann er als Trainee bei den Schwaben und kletterte die Karriereleiter empor. Nach diversen Funktionen - auch in den USA - rückte er 1999 in die Geschäftsführung auf, deren Leitung er 2003 übernahm.
Für Bosch arbeiten weltweit gut 300 000 Menschen. Der Konzern fuhr 2011 beim Umsatz eine Rekordmarke von 51,4 Milliarden Euro ein. Auf dem noch jungen Geschäftsfeld der alternativen Energien gab es jüngst aber Rückschläge, so dass der operative Gewinn 2011 bei ungefähr 2,57 Milliarden Euro herauskam - genaueres ist noch unbekannt. 2010 hatte das laufende Geschäft ein Ergebnis von 3,5 Milliarden Euro abgeworfen.