Warenhausgeschäft Galeria Karstadt Kaufhof - Was der Selfmade-Milliardär Benko nun beweisen muss

Essen/Köln · Rund eine Milliarde Euro lässt es sich René Benko kosten, dass nur er beim neuen Warenhausriesen Galeria Karstadt Kaufhof das Sagen hat. Nun muss der Österreicher beweisen, dass das oft totgesagte Kaufhaus eine Zukunft hat.

Foto: dpa/Marius Becker

Der österreichische Investor René Benko greift noch einmal tief in die Tasche: Sieben Monate nach dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof sichert sich der Unternehmer für rund eine Milliarde Euro die alleinige Macht bei Deutschlands letztem verbliebenen Warenhauskonzern. Doch die eigentliche Herausforderung steht dem Selfmade-Milliardär, der sein Vermögen im Immobiliengeschäft verdiente, noch bevor. Er muss nun beweisen, dass er auch dem oft totgesagten Warenhausgeschäft neues Leben einhauchen kann.

Es ist eine Mammutaufgabe. Denn seit Jahrzehnten geht es mit den Warenhäusern in Deutschland nur noch bergab. Kamen Karstadt, Kaufhof und ihre inzwischen vom Markt verschwundenen Konkurrenten wie Hertie oder Horten im Einzelhandel in den Wirtschaftswunderjahren noch auf einen Marktanteil von bis zu 15 Prozent, so ist er inzwischen auf deutlich weniger als 3 Prozent geschrumpft. Der Online-Handel, Einkaufscenter und veränderte Einkaufsgewohnheiten forderten ihren Tribut. Und bisher ist es noch niemandem gelungen, den Abwärtstrend zu stoppen.

Benko ist dennoch zuversichtlich. „Man kann das Geschäft nicht nur retten, sondern sogar ausbauen“ sagte er nach dem Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt dem „Handelsblatt“. Damals sicherte er sich zwar die Mehrheit von 50,01 Prozent am neuen Warenhausriesen. Doch blieb der bisherige Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) mit 49,99 Prozent an Galeria Karstadt Kaufhof beteiligt und behielt sogar 50 Prozent am gemeinsamen Immobilienportfolio.

Nur knapp sieben Monate später übernimmt Benko nun auch die restlichen Anteile am Unternehmen und den Immobilien. Die Verträge sind bereits unterschreiben. Karstadt-Kaufhof-Chef Stephan Fanderl sieht in dem Schritt, der noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss, eine gute Nachricht für das Unternehmen: „Die Entscheidungswege werden kürzer und einfacher - das ist wichtig und richtig“, betonte er. Auch der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein bewertet den Ausstieg der Kanadier positiv. „Der Komplett-Rückzug von HBC erhöht die Chancen auf eine Sanierung“, urteilte er.

Doch sind die Herausforderungen nach wie vor groß: Benko und Fanderl müssen nicht nur eine Antwort auf den Siegeszug des Online-Handels und die rückläufigen Besucherzahlen in den Innenstädten finden. Auch die Zusammenführung der Kulturen in den über Jahrzehnte hinweg rivalisierenden Unternehmen ist eine schwierige Aufgabe. Krach gibt es auch mit der Gewerkschaft Verdi. Sie bemängelt das Fehlen eines „überzeugenden Zukunftskonzepts“ für die Warenhäuser. Schließlich schrieben zuletzt sowohl Kaufhof als auch Karstadt rote Zahlen.

Der Zusammenschluss gilt als letzte Chance für das in die Jahre gekommene Geschäftsmodell Warenhaus - vorausgesetzt es gelingt, die Stärken von Karstadt und Kaufhof zu vereinen. Denn die gibt es durchaus. Bei Karstadt gelang es Fanderl bereits, die Kosten deutlich zu senken. Nun ist er dabei, das gleiche bei Kaufhof zu tun - auch durch die Streichung von Arbeitsplätzen.

Der Kaufhof hat zwar in den vergangenen Jahren viele Fehler gemacht, doch hat er auch gezeigt, wie man Warenhäuser attraktiver machen kann: Etwa durch die Zusammenarbeit mit dem Kosmetikhändler Sephora oder dem Modehändler Topshop, die inzwischen in einigen Warenhäusern eigene Flächen betreiben.

Der Handelsexperte Heinemann ist jedenfalls davon überzeugt, dass derartige Konzepte in Benkos Zukunftsplänen eine große Rolle spielen werden. „Schon heute sind ja bei vielen der Warenhäuser große Bereiche untervermietet, so dass man eigentlich genauso gut von Shopping-Centern sprechen könnte. Und der Trend wird wohl in Zukunft weiter in diese Richtung gehen“, meinte er.

(dpa)