Galileo — Europas Alternative zu GPS

Testbetrieb hat in Berchtesgaden begonnen. 2014 soll das Projekt starten.

Berchtesgaden. Prestigeprojekte der öffentlichen Hand haben meist eines gemeinsam: Sie brauchen mehr Zeit und sind teurer als gedacht. So auch beim Satellitennavigationssystem Galileo der Europäischen Union (EU).

Galileo sichere die Unabhängigkeit Europas in einem Sektor, der für die Wirtschaft wie auch die Bürger „kritisch“ geworden sei, erklärt die EU. Das US-System steht trotz der zivilen Nutzungsmöglichkeiten unter militärischer Kontrolle, ebenso das russische Projekt Glonass.

Kernstück des Systems sind Satelliten, die auf drei verschiedenen Umlaufbahnen in mehr als 23 000 Kilometern Höhe kreisen und ihre Position sowie die Uhrzeit zur Erde senden. Das Empfangsgerät — etwa ein Navi — berechnet, wie lange die Signale unterwegs waren und ermittelt so den eigenen Standort. Für eine genaue Zeitangabe sollen Atomuhren sorgen.

Ursprünglich sollte Galileo 2008 an den Start gehen, doch der Zeitplan musste mehrfach überarbeitet werden. Nun ist der Betrieb zum Jahresbeginn 2014 geplant.

Höher als erwartet: Statt der zunächst veranschlagten 3,4 Milliarden wird das System 5,3 Milliarden Euro kosten, wie die EU-Kommission in ihrer „Halbzeitüberprüfung“ schrieb.

Vier Satelliten baut die EADS-Tochter Astrium. Das Bremer Unternehmen OHB ist mit dem Bau weiterer 14 Satelliten beauftragt, die etwa 566 Millionen Euro kosten sollen. Ursprünglich war von 30 Satelliten die Rede, mehr Aufträge sind derzeit aber noch nicht ausgeschrieben.

Ähnlich wie schon GPS soll Galileo der Ortung und Navigation dienen — nur präziser. Als Einsatzszenarien nennt die EU den Verkehr, zudem Landwirtschaft und Bauindustrie. Auch Behörden sollen das System nutzen. Fahnder könnten die Daten bei der Verbrecherjagd benutzen.