Garantie abgelaufen: Stirb, Toaster!
Frankreich will einen vorzeitigen Produkttod als Betrug ahnden. Dass dahinter Vorsatz steckt, lässt sich schwer nachweisen.
Fast jeder kennt ihn: Den Toaster, der kurz nach Ablauf der Garantie den Geist aufgibt. Oder den Mixer, der nur noch ein müdes Surren von sich gibt, just wenn die Gewährleistung abgelaufen ist. Ist das Zufall — oder Methode der Hersteller?
Zahlreiche Experten und Verbraucherschützer sind sich einig: Der frühzeitige Verschleiß ist geplant. „Aus Großkonzernsicht muss ein Produkt so hohe Gewinne wie möglich abwerfen“, sagt Christian Kreiß von der Hochschule Aalen. „Wenn ein Drucker doppelt so lange hält, kommt der Kunde doppelt so spät wieder.“
Die Regierung in Frankreich will dem geplanten Produkttod — „geplante Obsoleszenz“ genannt — nun mit einem neuen Gesetz beikommen. Nachgewiesene Fälle sollen künftig als Betrug mit bis zu zwei Jahren Haft und 300 000 Euro Geldstrafe geahndet werden können. Dazu muss ein Produkt bewusst so gebaut werden, dass mit dem Ziel, neuen Umsatz zu machen, die Lebensdauer künstlich verkürzt wird.
„Das Gesetz in Frankreich bringt die Diskussion weiter voran“, glaubt Betriebswirt Stefan Schridde von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Schridde ist Gründer der Verbraucherschutzorganisation „Murks? Nein danke!“, die sich für langlebigere Produkte einsetzt. Frankreichs Pläne greifen nach Schriddes Einschätzung aber zu kurz, da es schwer sei, Herstellern einen Vorsatz nachzuweisen. Hilfreicher wäre es ihm zufolge, die Techniken dafür zu verbieten.
Beispiele gibt es genug: Dazu zählen etwa festverbaute Akkus in Handys, die Kunden nicht selbst austauschen können. Für einen neuen Akku müssen sie zum Hersteller — der dadurch wieder Kasse macht. Die Stiftung Warentest moniert etwa einen Fernseher, für den vier Jahre nach Markteinführung keine Ersatzteile mehr verfügbar sind.
Die Elektroindustrie weist den Vorwurf, vorsätzlich Produkte mit Verfallsdatum zu produzieren, zurück. „Qualität ist ein wichtiges Kaufkriterium“, betont der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. „Vertrauen in die Marke und Kundenzufriedenheit ist für die Hersteller im Wettbewerb von großer Bedeutung.“ Experte Schridde glaubt hingegen: Da der Murks bei Herstellern Methode habe, müsse auch niemand die Konkurrenz fürchten. Ökonom Kreiß ergänzt, dass durch schlechtere Teile auch eine billigere Produktion möglich sei.
Hausgerätehersteller halten dagegen: „Heute werden alle Miele-Geräte auf 20 Jahre Lebensdauer ausgelegt und getestet“, heißt es etwa bei dem Unternehmen aus Gütersloh.