Neue Gerüchte über Stresstest-Durchfaller

Frankfurt/Main (dpa) - Die Spannung wächst: Am Sonntag um 12 Uhr will die Europäische Zentralbank die Ergebnisse ihrer umfangreichen Überprüfung der 130 größten Banken der Eurozone vorlegen.

Dann wird nach Monaten der Spannung feststehen, wie groß mögliche Kapitallücken sind. Die deutschen Banken gaben sich zuletzt entspannt.

Angesichts immer neuer Gerüchte wächst die Nervosität in der Finanzbranche. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf einen Berichtsentwurf, dass europaweit 25 Banken durch den Gesundheitscheck gefallen seien.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wies den Bericht zurück. „Alles zu diesem Zeitpunkt ist Spekulation“, betonte das Institut in Frankfurt am Freitag. Die finalen Ergebnisse gebe es erst an diesem Sonntag, nachdem der EZB-Rat sie beschlossen habe.

Durchfaller werden vor allem unter den kleineren Instituten in Südeuropa erwartet. Allgemein wird inzwischen damit gerechnet, dass in Deutschland trotz einiger Wackelkandidaten alle 24 geprüften Geldhäuser den Test bestanden haben.

Es sei wahrscheinlich, „dass alle deutschen Banken der Stresstest überlebt haben“, zitierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag) den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, in dessen Funktion als Präsident der Bundesverbandes deutscher Banken. Das hieße, dass auch die zuletzt als größter Wackelkandidat gehandelte HSH Nordbank durchkommen würde.

Nach Bloomberg-Informationen sollen 15 der 25 durchgefallenen Banken inzwischen aber genügend Kapital aufgebaut, um möglichen Krisen zu trotzen. Stichtag der Test war der 31. Dezember 2013. Bei zehn Banken seien die Lücken bis heute zu groß.

Das würde bedeuten: Sie sind nach Ansicht der Aufsichtsbehörden zu schwach auf der Brust und müssen ihre Kapitalpuffer stärken. Zuvor hatte die spanische Nachrichtenagentur Efe berichtet, dass bei dem europäischen Banken-Stresstest mindestens elf Banken durchgefallen seien.

Die EZB hat die vorläufigen Endergebnisse inzwischen den Banken übermittelt. Bis Samstagmittag haben diese nun Zeit, mögliche Korrekturen anzumelden und der Veröffentlichung der Zahlen zuzustimmen. Endgültig feststehen werden die Ergebnisse am Sonntag um 12 Uhr, wenn die EZB sie nach einer Sitzung des EZB-Rats veröffentlicht. Institute, die an den Kapitalvorgaben scheitern, müssen dann binnen zwei Wochen Pläne vorlegen, wie sie ihre Lücken schließen wollen.

Die EZB prüfte in den vergangenen Monaten 130 Geldinstitute im Euroraum auf Herz und Nieren. Dabei schaute sie sich zunächst die Bilanzen der Banken an und checkte, ob Millionen von Krediten richtig bewertet sind. Anschließend schickten die Aufseher die Institute durch einen Stresstest mit einem simulierten Konjunktureinbruch samt Verfall von Immobilienpreisen.

Im Kern geht es um die Frage: Verfügen die Institute über genügend eigenes Kapital, um im Fall einer neuen Krise nicht in die Knie zu gehen. Durchgefallene Institute haben sechs bis neun Monate Zeit, um die Lücken zu schließen.

Viele Banken haben bereits reagiert. So beschafften sich etwa im zweiten Quartal die Deutsche Bank und die italienische Monte dei Paschi frische Milliarden über Kapitalerhöhungen.

Hintergrund der Prüfungen ist der Start der Bankenaufsicht bei der EZB. Die Notenbank in Frankfurt übernimmt am 4. November die zentrale Kontrolle über die 120 wichtigsten Banken in der Währungsunion - und muss dazu genau über den Zustand der Kreditwirtschaft Bescheid wissen. Mit den Checks will die EZB sicherstellen, dass ihr nach der Übernahme der Bankenaufsicht keine bösen Überraschungen drohen.