Gastronomie sucht händeringend Nachwuchs

München (dpa) - Die deutschen Hotels und Gaststätten freuen sich in diesem Sommer über steigende Umsätze und eine Rekordzahl an Übernachtungen - aber der Branche geht der Nachwuchs aus: Junge Köche, Restaurant- und Hotelfachleute werden händeringend gesucht.

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„Die Zahl der Ausbildungsverträge ist stark rückläufig. Bei Köchen und Restaurantfachleuten haben wir ein richtig großes Problem“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbandes, Ingrid Hartges, der dpa.

Laut Bundesagentur für Arbeit standen im Juli rund 40 000 gemeldeten Lehrstellen nicht einmal halb so viele Bewerber gegenüber. „Der Wettbewerb in der Wirtschaft um die besten Köpfe wird größer“, sagte Hartges.

Neben dem demografischen Wandel und dem Trend zum Studium macht der Gastronomie auch ein Imageproblem zu schaffen. Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende schrecken viele ab. Und leider gebe es auch einige Gasthäuser, „die nicht so vorbildlich ausbilden“, sagte die Vizepräsidentin des Dehoga-Landesverbandes Bayern, Angela Inselkammer. Jeder fünfte Lehrling breche die Ausbildung ab.

Bei den jährlichen Azubi-Umfragen des DGB belegen Koch- und Hotelfachstellen mit die schlechtesten Plätze - Überstunden und Regelverstöße werden oft beklagt. Das sei mit „ein Grund, warum 30 Prozent die Ausbildung zum Koch abbrechen“, sagte Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten in München. Auch Hartges forderte: „Die Betriebe müssen mehr in die Qualität der Ausbildung investieren.“ Gute Hotelfachleute hätten auch international Karrierechancen.

In Bayern habe es die Gastronomie wegen der Vollbeschäftigung noch schwerer als in anderen Ländern, sagte Inselkammer. Im Wettbewerb mit Industrie und Handwerk habe die Gastronomie oft das Nachsehen: „In Ingolstadt zum Beispiel, wo Audi ist, kriegen Sie überhaupt keine Lehrlinge mehr.“ Der Freistaat ist wichtigstes Reiseziel in Deutschland. Aber laut Bundesagentur standen hier 7400 gemeldeten Lehrstellen nur 2300 Bewerber gegenüber - also über drei Stellen je Bewerber.

Junge Flüchtlinge könnten vielleicht bald die ein oder andere Lücke füllen. Wer als Asylbewerber eine Ausbildung beginnt, darf sie auch beenden und danach weitere zwei Jahre in Deutschland bleiben. Nach Deutschkursen und Praktika könnten nächstes Jahr vielleicht einige hundert Flüchtlinge als Azubis anfangen, sagte Inselkammer. Hartges sagte, das komme den Flüchtlingen, der Gastronomie und den öffentlichen Kassen zugute. „Jedem jungen Menschen, der aus nachvollziehbaren Gründen nach Deutschland kommt, ist geholfen, wenn er hier was leisten kann.“