Geheimbund prellt Deutsche Bahn um Millionen
Kartell „Schienenfreunde“ verkauft dem Konzern überteuerten Stahl. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Duisburg. Ein Stahlkartell mit dem Namen „Schienenfreunde“ soll durch Preisabsprachen einen Schaden in Millionenhöhe für die Deutsche Bahn angerichtet haben. Justiz und Kartellamt haben Ermittlungen gegen zehn Firmen und 30 Einzelpersonen eingeleitet, sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek unserer Zeitung. Bereits Mitte Mai wurden in den Unternehmen Durchsuchungen durchgeführt und Unterlagen beschlagnahmt.
Nach einem Bericht der WAZ hatten sich die Kartell-Mitglieder seit 1998 über mindestens zehn Jahre regelmäßig etwa alle zwei Monate getroffen — und die Preise festgelegt, zu denen der Bahn Schienen verkauft werden.
Einer der Treffpunkte, bei denen die Teilnehmer Tarnnamen wie „Hannibal Lecter“ oder „Domina“ verwendeten, war in Duisburg das Lokal „da Bruno“. Dieses wurde 2007 bekannt, als dort sechs Mitglieder der italienischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta erschossen wurden.
Laut Kay Weidner, Sprecher des Bundeskartellamtes, waren die Ermittlungen nach einem Hinweis an das Bundeskartellamt ins Rollen gekommen. Zum Umfang der Verstöße und zur Schadenssumme wollte er keine Angaben machen: „Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen.“
Unterdessen haben der österreichische Stahlkonzern Voestalpine und Thyssen-Krupp eingeräumt, dass Tochterunternehmen von den Durchsuchungen betroffen seien. Beide Unternehmen wollen „offen und uneingeschränkt mit den Kartellbehörden zusammenarbeiten“. Die Deutsche Bahn kündigte am Donnerstag eine Überprüfung von Schadenersatzansprüchen gegen die betroffenen Schienenhersteller an.