Fairtrade Gepa verstärkt fairen Handel mit Afrika

Mit einem neuen Sortiment will das Fairhandelshaus den ärmsten Kontinent ab dem Jahreswechsel intensiver in den Blick nehmen.

Die Geschäftsführer Matthias Kroth (l.) und Peter Schaumberger setzen auch auf neue Handwerksprodukte.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Wuppertal. Das Wuppertaler Fairhandelshaus Gepa befindet sich weiter auf Wachstumskurs, sieht sich aber als „David im Wettbewerb gegen viele Goliaths“. Mit dem Bild beschrieb der neue Vertriebsgeschäftsführer Peter Schaumberger auf der Jahrespressekonferenz den Druck von zwei Seiten: einerseits von den großen Discountern, die mit einzelnen Fairtrade-Produkten im Sortiment Kunden anlocken, andererseits durch viele kleine Start-ups, die auf flexible und schnelle Weise faire Waren für ein junges Publikum hip machen.

Kaffee ist das wichtigste Produkt des fairen Handels.

Foto: dpa/Andreas Fischer

Doch erstens freut man sich auch bei der Gepa, wenn das von ihr mitinitiierte Fairtrade-Siegel für die großen Ketten interessant wird, selbst wenn die Gepa seit 2011 kein Lizenznehmer mehr ist, sondern auf die eigenen, höheren Maßstäbe setzt. Und zweitens tritt Europas größte reine Fairhandels-Organisation in diesem Wettbewerb auch nicht auf der Stelle, sondern investiert in Innovationen — dank Gesellschaftern, die keine Gewinne ausgeschüttet haben wollen.

Im vergangenen Jahr hat die Gepa ihren Umsatz um 7,2 Prozent auf 74 Millionen Euro gesteigert und damit erstmals die 70-Millionen-Grenze überschritten. Man erwarte beim noch nicht vorliegenden Jahresabschluss ein „sehr positives Ergebnis“, kündigte der kaufmännische Geschäftsführer Matthias Kroth an. Zugelegt haben vor allem die beiden Vertriebsbereiche Lebensmittel-, Bio- und Naturkosthandel sowie Export (hauptsächlich von Rohwaren).

Einziges Minus verzeichnet ausgerechnet der Klassiker unter den Vertriebswegen der 42 Jahre alten Gepa: die oft ehrenamtlich getragenen Weltläden und Aktionsgruppen. Das liegt unter anderem an der vor zwei Jahren getroffenen Entscheidung, das Handwerkssortiment (Schalen, Taschen, Schmuck) drastisch zu reduzieren und ein neues Premiumkonzept für Läden in guter Geschäftslage aufzulegen.

Der Weg führt weg vom alternativ angehauchten Ethno-Design mit einem Sammelsurium von Angeboten hin zu lebensweltorientierten Produkten für Bad, Küche und Wohnräume. Ein Indiz dafür, wie die Gepa versucht, über die treue, aber auch älter werdende Eine-Welt-Kundschaft hinaus ein jüngeres Publikum für den fairen Handel zu gewinnen. „Es ist unser Ansporn, die Weltläden als Vertriebsweg zu stärken“, sagt Schaumberger. Dazu soll auch ein neues Sortiment beitragen, das zum Jahreswechsel etabliert wird und den Kontinent Afrika in den Blick rückt.

Historisch gewachsen hält die Gepa vor allem Handelsbeziehungen zu Partnern in Lateinamerika. „Die Frage ist aber, wo Entwicklung am notwendigsten ist“, begründet Schaumberger, der früher bei Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe „Menschen für Menschen“ und der Biomarke Demeter tätig war, die Neuorientierung. Mit dem Schwerpunkt Afrika will die Gepa in den Weltläden neue Akzente setzen und damit auch dem eigenen Anspruch gerecht werden, „Inhalte zu transportieren“.

Als „Wertegemeinschaft, die auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann“, versteht die Gepa sich ohnehin insgesamt. Man sei der Gegenentwurf zu den nationalen und protektionistischen Bewegungen der Gegenwart: „Wir stehen für Austausch, fairen Handel und Partizipation der ganzen Welt am Wirtschaftsleben“, sagt Schaumberger. Die Treue zu den internationalen Handelspartnern mache sich bezahlt. Auch wenn sie inzwischen neue Partner gewonnen hätten, hielten sie weiter auch an der Gepa fest, selbst wenn sie es nicht bräuchten.

Die politische Arbeit richtet sich in diesem Jahr vor allem auf das Thema Klimawandel. Im Juni ist ein Fachpodium zur Klimagerechtigkeit und der Rolle des fairen Handels dabei unter Beteiligung des Wuppertal Instituts geplant. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Handelspartner seien offensichtlich, so Schaumberger, beispielsweise bei der Dürre in Ostafrika: „Die Prognosen werden unsicherer.“

Zusammen mit der Stadt Wuppertal will die Gepa sich perspektivisch gerne beim zweijährlichen Wettbewerb um den Titel der „Hauptstadt des Fairen Handels“ bewerben. Er wird von der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ getragen und vom Bundesentwicklungsministerium gefördert. Ob die Bewerbung allerdings noch in diesem Jahrklappt, ist fraglich: Bewerbungsschluss ist schon am 7. Juli.

Sicher ist aber, dass die Gepa beim DFB-Pokalfinale am 27. Mai im Berliner Olympiastadion wieder mit ihrer mobilen Kaffeebar vertreten ist. Beruflich freuen sich darüber beide Geschäftsführer, privat Frankfurt-Fan Schaumberger deutlich mehr als Gladbach-Fan Kroth.