Geständnis im Gribkowsky-Prozess?
München (dpa) - Im Schmiergeldprozess gegen den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky könnte es zu einem Geständnis in letzter Minute kommen.
Unmittelbar vor dem geplanten Beginn der Plädoyers am Freitag baten Gribkowskys Verteidiger um ein Gespräch mit dem Staatsanwalt. Der Vorsitzende Richter Peter Noll vertagte daraufhin den Prozess vor dem Münchner Landgericht bis zur kommenden Woche, um das Gespräch zu ermöglichen. Vor Gericht solle nichts „mit der Brechstange durchgesetzt“ werden, sagte er.
Der Inhalt des Gesprächs ist nach Worten von Oberstaatsanwalt Christoph Rodler noch völlig offen. Die Anwälte äußerten sich nicht dazu. Nach Einschätzung einer Gerichtssprecherin könnte die Bitte der Verteidiger aber bedeuten, dass Gribkowsky doch noch ein Geständnis ablegen will. Andere relevante Inhalte seien zu diesem Zeitpunkt des Verfahrens kaum denkbar.
Bislang hatte sich der 54 Jahre alte Ex-Banker während des knapp acht Monate dauernden Verfahrens nicht zu dem Vorwurf geäußert, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel 1- Chef Bernie Ecclestone erhalten zu haben. Ob ein Geständnis jetzt noch viel am Strafmaß ändern würde, ist aber ungewiss. „Der Wert eines Geständnisses sinkt von Tag zu Tag“, sagte die Gerichtssprecherin.
Weil Gribkowsky seit seiner Verhaftung im Januar 2011 schweigt, musste das Gericht an bislang 44 Verhandlungstagen mehr als 40 Zeugen vernehmen. Prominentester Zeuge war Ecclestone selbst. In seiner zweitägigen Vernehmung sagte er, Gribkowsky habe ihm gedroht, ihn bei den britischen Steuerbehörden anzuschwärzen - nur deshalb habe er dem Banker die Millionen gegeben.
Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass Ecclestone mit den Millionen sicherstellen wollte, dass Gribkowsky den Verkauf der Formel1-Anteile, die bis 2006 der BayernLB gehörten, nach seinen Wünschen erledigt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung vor. Bereits vor einigen Monaten hatten sich Staatsanwaltschaft und Verteidiger an einen Tisch gesetzt, um über die Vorwürfe zu beraten - eine Einigung gab es aber nicht.
Grundsätzlich sind derartige Rechtsgespräche möglich, um langwierige Prozesse durch einen „Deal“ abzukürzen. Normalerweise finden diese Gespräche dann aber am Anfang eines Verfahrens statt und sparen somit Zeit und Gerichtskosten. Anfang des Jahres waren durch derartige Vereinbarungen mehrere Prozesse wegen groß angelegter Aktienkursmanipulation vor dem Landgericht München schnell beendet worden.
Gribkowsky muss sich neben dem Strafprozess kommende Woche auch in einem Zivilverfahren vor dem Landgericht München verantworten: Die BayernLB wirft ihm - genau wie weiteren Ex-Vorständen - Pflichtverletzungen beim Kauf der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria vor und fordert 200 Millionen Euro Schadenersatz von den acht einstigen Top-Managern. Die Übernahme hatte der Bank Milliardenverluste eingebrockt und sie fast in die Pleite getrieben.