Gewinn bei RWE schrumpft - Hoffnungsschimmer im Ausland
Essen (dpa) - Für Deutschlands zweitgrößten Energiekonzern RWE geht es vorerst weiter bergab. Der stark gefallene Preis an der Strombörse und ein sinkender Gasabsatz wegen des sehr milden Winters sorgten in den ersten drei Quartalen für deutlich geschrumpfte Gewinne.
Vor einem Jahr hatte RWE außerdem eine einmalige Kompensationszahlung des russischen Gasriesen Gazprom von einer Milliarde Euro erhalten, die sich 2014 natürlich nicht wiederholte.
Der für die Dividendenberechnung wichtige nachhaltige Nettogewinn brach um 60 Prozent auf 763 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Beim - allerdings immer schwachen - dritten Quartal allein rutschte RWE mit seinem Nettoergebnis für die Aktionäre in die roten Zahlen. Spekulationen über Pläne für eine Dividendenkürzung wegen der geschrumpften Gewinne wies Finanzchef Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz aber ausdrücklich zurück. Zahlreiche NRW-Kommunen sind als RWE-Großaktionäre auf die Dividendeneinnahmen angewiesen.
Der Konzern plagt sich zudem mit Sorgen um den bis zum Jahresende fest einplanten Verkauf der Hamburger Öl- und Gastochter Dea, der zur Schuldentilgung dringend nötig ist. „Ob wir die Gespräche bereits 2014 abschließen können, lässt sich derzeit nicht absehen“, räumte Vorstandschef Peter Terium in seinem Brief an die Aktionäre zum Quartalsergebnis ein. Die britische Regierung, die zustimmen muss, hat Widerspruch gegen das 5,1-Milliarden-Euro-Geschäft erhoben. Verhandlungen laufen, nähere Angaben lehnte Günther in der Telefonkonferenz ab.
Hoffnung setzen die Essener auf das Ausland. In Großbritannien startet im Dezember eine erste Auktion für Kraftwerkskapazitäten. RWE bewirbt sich dort mit mehreren Kraftwerken und insgesamt 8 Gigawatt Kapazität. Sollte das Unternehmen den Zuschlag erhalten, würde es nicht nur für verkauften Strom, sondern auch für das Bereithalten von Anlagen eine Vergütung bekommen.
Genau das fordern RWE und große Teile der Branche auch für Deutschland, wo konventionelle - vor allem Gaskraftwerke - häufig wegen der Konkurrenz von günstiger Wind- und Sonnenenergie stillstehen. Modelle für Kapazitätsmärkte sind auch in den Niederlanden und Belgien in der Diskussion, Frankreich hat sich bereits für ein Modell entschieden. RWE werde sich im Ausland auf alle Ausschreibungen bewerben, sagte Günther. Damit könnte das relative Gewicht des Deutschlandgeschäfts im RWE-Konzern natürlich geringer werden.
Das betriebliche RWE-Ergebnis in den ersten neun Monaten sackte um fast 31 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro ab, wie der Konzern mitteilte. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) ging um 22 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zurück. Terium betonte, dass die Entwicklung so erwartet worden sei. Das Jahr habe bislang keine großen Überraschungen gebracht. „Trotz des Ergebnisrückgangs gab es in den ersten drei Quartalen mehr Licht als Schatten“, der Firmenchef laut Erklärung.
Der Konzern bestätigte seine Prognose für 2014. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll demnach von 8,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 6,4 bis 6,8 Milliarden Euro sinken. Das betriebliche Ergebnis soll bei 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro landen, nach 5,9 Milliarden 2013. Beim nachhaltigen Nettoergebnis liegt die Prognose-Bandbreite bei 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro (2013: 2,3 Milliarden).
Zum Strompreis für die Endkunden im nächsten Jahr wollte Günther noch keine Aussagen machen. Die Berechnungen seien noch nicht abgeschlossen. Wegen der niedrigen Beschaffungskosten haben andere Versorger Preissenkungen für 2015 angekündigt - darunter auch große Unternehmen wie EnBW oder die Stadtwerke München.
Falls RWE Vorteile beim Stromeinkauf nicht an die Kunden weitergebe, „muss dies als klares Signal zum Anbieterwechsel gewertet werden“, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale NRW.