Schifffahrt bleibt Problembranche - Rote Zahlen bei Hapag-Lloyd
Hamburg (dpa) - Seit mehr als sechs Jahren kämpft die Schifffahrt mit Überkapazitäten, sinkenden Frachtraten und anhaltenden Verlusten. Das Wachstum des Welthandels hat sich seit der Finanzkrise verlangsamt.
Experten rechnen mit einem Zuwachs des weltweiten Containertransports von drei bis fünf Prozent pro Jahr. Das ist weit entfernt von den zweistelligen Wachstumsraten früherer Jahre. Weil die weltweite Containerschiffsflotte weiter wächst, bleiben die Frachtraten niedrig. Die neuesten Zahlen der Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk zeigen aber, dass größere Unternehmen es in der stark zersplitterten Branche leichter haben.
Die Linienreederei Hapag-Lloyd hat ihre operativen Verluste im dritten Quartal eindämmen können, bleibt aber tief in den roten Zahlen. In den ersten neun Monaten lag der operative Konzernverlust bei 41 Millionen Euro, gegenüber einem Gewinn von 80 Millionen Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit.
Das gesamte Konzernergebnis weist ein Minus von 224 Millionen Euro auf, das ist viermal so viel wie im Vorjahr. Im Hinblick auf den operativen Quartalsgewinn von 33 Millionen Euro sieht sich Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen grundsätzlich auf einem guten Weg. „Das ist ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung“, sagte er. Hapag-Lloyd sei mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden.
Maßgeblich für die schwachen Zahlen ist nach wie vor die Verfassung des Marktes, der keine durchgreifende Erholung zulässt. Einerseits gab es für alle Linienreedereien eine Entlastung bei den Treibstoffkosten, weil der Ölpreis im dritten Quartal deutlich gefallen ist. Andererseits ist die durchschnittliche Frachtrate bei Hapag-Lloyd weiter gefallen und die bis zum Sommer andauernde Dollarschwäche wirkte ebenfalls dämpfend.
So hat Hapag-Lloyd bis zum September zwar 4,35 Millionen Containereinheiten (TEU) transportiert, sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging dennoch um 2,5 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zurück.
Ganz anders sieht es dagegen beim Marktführer Maersk aus, der rund viermal so groß ist wie Hapag-Lloyd. Der dänische Konzern meldete vor zwei Tagen steigende Gewinne und will in diesem Jahr zwei Milliarden US-Dollar in der Containerschifffahrt verdienen. „Wir wachsen mit dem Markt und haben unsere finanziellen Ziele erreicht“, sagte Jens-Ole Krenzien, Geschäftsführer von Maersk Deutschland, am Donnerstag in Hamburg.
Durch das gebremste Flottenwachstum könne Maersk seine Kapazitäten zu mehr als 95 Prozent auslasten und steigende Durchschnittsraten realisieren. Die Dänen spielen in einer eigenen Liga; ihre Marge vor Steuern und Zinsen liegt um neun Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Konkurrenz.
Hapag-Lloyd setzt nun auf die bevorstehende Fusion mit der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV, die in den nächsten Wochen abgeschlossen werden soll. „Damit wird Hapag-Lloyd zur viertgrößten Containerreederei der Welt“, sagte Habben Jansen. Neben den erwarteten Einspareffekten von 300 Millionen US-Dollar aus der Fusion will Hapag-Lloyd mit einem umfassenden Optimierungspaket auf die anhaltenden Herausforderungen des Marktes und des Wettbewerbs reagieren, Kosten sparen und den Vertrieb verbessern. „Auch 2015 dürfte noch mal ein herausforderndes Jahr werden“, sagte der Hapag-Lloyd-Chef. „Aber wir haben allen Grund, optimistisch nach vorn zu schauen.“
Beim Hamburger Hafenkonzern HHLA zeigen die Neun-Monats-Zahlen ein weitaus besseres, aber ebenfalls gemischtes Bild. Die HHLA erreichte gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ein Umsatzwachstum von sechs Prozent auf 907 Millionen Euro und legte beim Ergebnis nach Steuern um fünf Prozent auf 47 Millionen Euro zu.
Das liegt über dem Umschlagwachstum der Hamburger Terminals von 1,8 Prozent und zeigt operative Verbesserungen beim Containerumschlag. Andererseits hätte das Umschlagwachstum deutlich höher ausfallen können. Die Fernostverkehre nahmen um 8,5 Prozent zu, aber die Zubringerverkehre mit kleinen Schiffen gingen um 5,0 Prozent zurück. Das lag vor allem am schrumpfenden Handel mit Russland.