Gewinnsprung bei Volkswagen

Wolfsburg (dpa) - Europas größter Autobauer Volkswagen hat dank weltweit steigender Verkäufe in den ersten neun Monaten 2011 seinen Gewinn kräftig gesteigert. Das operative Ergebnis nahm um 86 Prozent auf fast neun Milliarden Euro zu, wie der Konzern am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte.

Damit hat VW in den ersten neun Monaten bereits mehr verdient als im gesamten vorigen Jahr - 2010 lag der operative Gewinn bei 7,1 Milliarden. Ungebrochen boomt vor allem in China das Geschäft. Die chinesischen Joint-Venture-Gesellschaften überwiesen zusätzlich 1,9 Milliarden nach Wolfsburg.

Der Umsatz der neun Konzernmarken verbesserte sich um ein Viertel auf 116,3 Milliarden Euro. Die Gruppe hatte in den ersten neun Monaten erstmals mehr als sechs Millionen Autos verkauft, ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Dabei standen nicht nur Polo, Golf, Passat und Co. hoch in der Käufergunst. Auch die Premiummodelle der Tochter Audi verbuchten satte Zuwächse. Zusätzlich verbesserte VW die Kostenstrukturen. Die Kernmarke Volkswagen konnte ihren operativen Gewinn auf 3,3 Milliarden Euro gut verdoppeln. Audi erzielte vier Milliarden Gewinn - ein Plus von über 74 Prozent. Der Wert der VW-Aktie stieg teilweise um fast zehn Prozent.

Unterm Strich stand in der Konzernbilanz ein Gewinn von 13,6 Milliarden Euro - nach vier Milliarden im Vergleichszeitraum. Dabei schlug jedoch ein Sondereffekt durch die Neubewertung der Option zum Kauf der restlichen Porsche-Anteile mit 6,8 Milliarden Euro im Vorsteuerergebnis positiv zu Buche.

Für das Gesamtjahr 2011 rechnet der Konzern mit deutlich besseren Zahlen als 2010. „Wir befinden uns auf einem guten Weg, bis 2018 an der Spitze der Automobilindustrie zu stehen - ökonomisch und ökologisch“, sagte Konzernchef Martin Winterkorn. Die angespannte Schuldensituation in einigen Euroländern werde im vierten Quartal allerdings die Nachfrage in Westeuropa belasten. In Osteuropa sowie in Nord- und Südamerika rechnet VW dagegen mit weiter steigenden Autokäufen, ebenso in China und Indien.

Die Kasse ist zudem gut gefüllt: Die liquiden Mittel lagen mit 21,2 Milliarden Euro um 2,5 Milliarden höher als im Dezember 2010 - obwohl VW unter anderem das Vertriebsgeschäft der Porsche Holding in Salzburg gekauft und seine Anteile am Lastwagenbauer MAN aufgestockt hatte. Die Profitabilität sei weiter gesteigert worden, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Die Umsatzrendite stieg auf 7,7 Prozent - nach 5,2 Prozent zuvor. „Wir haben uns eine starke Position erarbeitet und sind dank unserer finanziellen Solidität gut gerüstet für die Zukunft, auch wenn diese mit konjunkturellen Unsicherheiten behaftet ist“, sagte Pötsch.

In den ersten neun Monaten habe Volkswagen in fast allen Regionen vom anhaltenden Wachstum profitieren können. Hohe Steigerungsraten erzielte neben Volkswagen und Audi auch die tschechische Tochter Skoda. Dagegen blieb Seat weiter in den roten Zahlen, konnte den operativen Verlust aber auf 101 Millionen Euro in etwa halbieren. Kräftige Gewinnsteigerungen kamen aus dem Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen. Die gute Branchenkonjunktur führte zu 328 Millionen Euro Gewinn, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Der schwedische Lkw-Bauer Scania steuerte bis Ende September über eine Milliarde zur Konzernbilanz bei.

An der Beteiligung an dem japanischen Kleinwagenbauer Suzuki will VW trotz des heftigen Streits mit dem Partner festhalten. Es gebe keine Pläne, den Anteil zu reduzieren, sagte Pötsch bei einer Telefonkonferenz. Die Partner werfen sich Vertragsverletzungen vor. Suzuki dringt auf einen Rückzug des Großaktionärs.