GfK: Kauflust bleibt hoch - aber Deutsche sparen wieder mehr

Nürnberg (dpa) - Die Verbraucher in Deutschland sind noch immer in bester Kauflaune, legen aber auch wieder mehr auf die hohe Kante. Sie planen weiterhin größere Anschaffungen - vor allem für Haus- und Wohnungsrenovierungen gäben sie viel Geld aus.

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Aber auch für Reisen seien Bundesbürger bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, teilte das Marktforschungsunternehmen GfK in Nürnberg mit.

Manche Verbraucher neigten stärker als in den Vormonaten zum Sparen, erklärten die Konsumexperten. Zwar rechneten viele Haushalte mit einer Konjunkturbelebung. Was ihr eigenes Einkommen angeht, sind die Deutschen aber nicht mehr ganz so optimistisch.

Der Konsumklimaindex legte deshalb erstmals seit Monaten eine „Verschnaufpause“ ein. Er bleibt für April bei 8,5 Punkten, dem Wert wie im März. Er hatte damit ein Sieben-Jahres-Hoch erreicht.

„Wesentlicher Grund dafür, dass das Konsumklima aktuell nicht weiter zulegt, ist, dass die Sparneigung im März deutlich angestiegen ist“, sagt GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. Wegen der niedrigen Zinsen und der Finanzmarktkrise hatten die Bürger in den vergangenen Monaten nur wenig Geld zurückgelegt und es stattdessen vielfach auch in Immobilien gesteckt.

Noch im Januar war die Sparneigung auf einen historischen Tiefststand gesunken. Nun legen die Bürger erstmals wieder mehr Geld auf die hohe Kante, anstatt es auszugeben, berichtete die GfK.

Der Grund: Die Krise in Europa werde als nicht mehr so schlimm wahrgenommen. „Im Zuge der gesamten Erholung in der Eurozone hat das Thema in den Augen der Verbraucher mittlerweile an Brisanz verloren“, sagt der Konsumforscher. Nun bleibe abzuwarten, ob dies ein Wendepunkt beim Sparverhalten sei.

Die deutsche Wirtschaft sehen die Bürger weiter im Aufwind. Günstige Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft, verbesserte Exportaussichten und ein nach wie vor sehr niedriges Zinsniveau dürften wieder stärker zu Unternehmens-Investitionen führen. „Größere Anschaffungen stehen immer noch hoch im Kurs wegen des niedrigen Zinsniveaus“, sagte Bürkl. Die Anschaffungsneigung nahm im Vergleich zum Vormonat nochmals etwas zu, wo sie schon auf einem sehr hohen Niveau war.

Dagegen konnte die Einkommenserwartung ihren Rekordwert nicht ganz behaupten. „Das ist aber noch nicht besorgniserregend. Auf diesem hohen Niveau ist es immer möglich, dass es auch mal leicht zurückgeht“, sagte Bürkl. Der anhaltende Optimismus unter den Verbrauchern sei sicher berechtigt. Ein stabiler Arbeitsmarkt und leicht steigende Beschäftigung machten Hoffnung auf steigende Einkommen.

Die Tarifverhandlungen für dieses Jahr könnten laut Bürkl insgesamt ein Plus von 3 Prozent oder sogar etwas mehr ergeben. Und auch die Renten sollen in Westdeutschland um knapp 1,7 und in den neuen Ländern sogar um 2,5 Prozent zunehmen. Bei einer Inflationsrate von 1,5 Prozent bedeute dies auch für die Rentner reale Einkommenszuwächse. „Das ist eine völlig neue Situation für die Rentner im Vergleich zu den letzten Jahren, wo wir Nullrunden hatten oder Steigerungen unter der Inflationsrate“, sagte Bürkl.

Der Einzelhandel profitiert jedoch nach wie vor nur wenig von der guten Verbraucherstimmung. „Es sind tendenziell eher Dienstleistungen, die bei den Verbrauchern zum Zuge kommen: Urlaub, Reisen, handwerkliche Dienstleistungen wie Renovierungen und energetische Sanierungen.“ Auch in Häuser und Wohnungen werde weiter investiert.

Und auch für Lebensmittel griffen die Verbraucher tiefer in die Tasche. Die Ausgaben stiegen hier zuletzt überdurchschnittlich. „Das hängt nur zum Teil mit echten Preissteigerungen zusammen. Die Leute haben auch qualitativ hochwertigere Lebensmittel eingekauft: Man gönnt sich im Kleinen etwas“, sagte Bürkl.

Wie sich die Krim-Krise auf die Stimmung der Verbraucher auswirkt, können die GfK-Forscher noch nicht sagen. Die GfK-Befragung fand vor dem Referendum und der Aneignung der Krim durch Russland statt. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass die Krise die Bürger künftig verunsichert und sich negativ auf die Konsumstimmung in Deutschland auswirkt. „Dies wird umso wahrscheinlicher, wenn sich die Krimkrise auch auf andere Teile der Ukraine ausweiten und der Westen mit härteren Sanktionen reagieren würde“, sagte Bürkl.