GfK: Privatkonsum stützt Konjunktur auch 2015

Nürnberg (dpa) - Die Konsumfreude der Verbraucher wird nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens GfK auch 2015 die Konjunktur in Deutschland antreiben.

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Die Ausgaben der Privathaushalte dürften preisbereinigt um 1,5 Prozent zulegen, teilte die GfK am Mittwoch in Nürnberg mit. „In Deutschland wird der private Konsum damit genauso stark wachsen wie das Bruttoinlandsprodukt.“ Allerdings werde der Einzelhandel nur wenig davon profitieren. „Im Trend liegen dagegen Ausgaben für Immobilien, Renovierungen und Reisen“, erläuterte die GfK.

Für die gesamte Europäische Union rechnen die Konsumforscher mit einem preisbereinigten Anstieg des privaten Verbrauchs um 1,0 bis 1,5 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass der private Konsum in Deutschland und in Europa insgesamt eine deutliche Stütze der Konjunktur sein wird“, sagte GfK-Chef Matthias Hartmann.

Die wirtschaftlichen Bedingungen in der EU hätten sich deutlich verbessert. „Natürlich ist in vielen europäischen Ländern die Arbeitslosigkeit viel, viel zu hoch“, sagte Hartmann. Doch die meisten Staaten hätten die Trendumkehr inzwischen geschafft. Ein stabiler Arbeitsmarkt gilt als wichtiger Faktor für die Bereitschaft der Bürger, Geld auszugeben.

Allerdings: „Nach wie vor können sich sehr viele europäische Verbraucher größere Anschaffungen nicht leisten“, erläuterte Hartmann. „Bis der private Konsum in ganz Europa das Wirtschaftswachstum nachhaltig ankurbeln kann, wird es noch einige Zeit brauchen.“ Immerhin stieg der Konsumklimaindex für sämtliche EU-Staaten im Verlauf des vierten Quartals 2014 wieder leicht um 1,3 Punkte auf 5,5 Zähler.

In Deutschland ist die Lage deutlich positiver: Hier erreichte der Konsumklimaindex zuletzt den höchsten Stand seit 13 Jahren. Befeuert durch einen stabilen Arbeitsmarkt, eine niedrige Inflation und kaum noch existierende Zinsen geben die Verbraucher ihr Geld im großen Stil aus - die Sparneigung liegt auf einem historischen Tiefststand. „Es geht viel Geld in den privaten Wohnungsbau hinein“, erläuterte GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth. Auch für „Erlebniskonsum“ - in erster Linie für Reisen - gaben die Deutschen im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld aus als 2013.

GfK-Experte Rolf Bürkl bewertete die Ausgabenlust der Deutschen durchaus auch kritisch. „Das unzureichende Sparen in der Gegenwart - insbesondere für die Altersvorsorge - nimmt der Volkswirtschaft die Konsummöglichkeiten der Zukunft“, sagte er. Im Klartext: Wem jetzt das Geld zu locker sitzt, der hat in späteren Jahren weniger zum Ausgeben, was sich dann auch auf die Wirtschaftsentwicklung auswirkt. Bürkl warnte: „Ich sehe das als sehr großes Risiko auch im Blick auf Altersarmut.“