Görtz drückt der Schuh
Die Einzelhandelskette will 30 von 260 Filialen schließen und Stellen einsparen.
Hamburg. Im harten Preiskampf des Einzelhandels sieht sich der Schuhfilialist Görtz gezwungen, Filialen zu schließen und drastisch Stellen einzusparen. Erstmals habe das Unternehmen 2011 einen Verlust in niedriger zweistelliger Millionenhöhe verzeichnet, sagte ein Firmensprecher. 2012 drohe ein weiteres Verlustjahr. Deshalb sei die Unternehmensführung zum Handeln gezwungen. Der Umsatz ging 2011 um fünf Prozent auf 400 Millionen Euro zurück.
Für den geplanten Abbau von 100 der rund 250 Stellen in der Hamburger Zentrale soll mit dem Betriebsrat ein Sozialplan verhandelt werden. Görtz beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter, davon sind rund 60 Prozent Teilzeitkräfte. Von rund 260 Filialen sollen 30 kleinere, unrentable der Linie „Görtz 17“ im Zeitraum von 2012 bis 2014 aufgegeben werden.
In NRW gibt es derzeit 35 Görtz-Filialen, von denen 13 zum Label „Görtz 17“ gehören. Fünf dieser Jugendlinie-Läden sollen nun auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft werden. Das 1970 eingeführte Filialkonzept „Görtz 17“ werde zudem überarbeitet und soll mit einem anspruchsvolleren Sortiment dann auch ältere Käufer anlocken.
Der erfolgsverwöhnten Handelskette haben der schärfer werdende Wettbewerb und unberechenbares Wetter zugesetzt. Bei kühlen Sommertemperaturen sind Sandalen, Pantoletten und leichteres Schuhwerk Ladenhüter — wie in dieser Saison wieder. Außerdem böten viele Modegeschäfte und Warenhäuser neben ihrer Bekleidung auch passendes Schuhwerk an, sagte der Sprecher und sprach von einem „historischen Strukturwandel“. Dieser wurde vom Internet noch befeuert, wo trendbewusste oder zeitgeplagte Käufer gern bestellen. „Die gesamte Organisation muss sich jetzt auf den härteren Wettbewerb einstellen“, fügte der Sprecher an.
Kräftige Preissteigerungen bei der Rohware Leder machen Görtz zudem zu schaffen. Diese können nur bedingt auf den Endverbraucherpreis aufgeschlagen werden. „Leder ist ein knappes Gut“, sagte der Handelsfachmann. Er verwies auf den steigenden Bedarf des Materials in China für Autositze und Ledermöbel.
Saisonal modisches Schuhwerk bezieht Görtz überwiegend aus China, Vietnam und Indonesien. Höherwertiges kommt von den Schuhfabrikanten in Italien, Spanien und Portugal. Im Ausland selbst ist Görtz in Österreich mit zwei Filialen vertreten. Die sechs Läden in Polen für jugendliche Käufer werden geschlossen.