Grieche will Griechen retten
Reedersohn Peter Nomikos sammelt Spenden und kauft Anleihen seiner Heimat. Ziel: Das Staatsdefizit zu senken.
London. Nicht meckern, sondern machen: Nach diesem Motto will Peter Nomikos Griechenland helfen, sein Staatsdefizit abzubauen. Der 33-jährige Reederei-Erbe sammelt Spenden, die er in hellenische Schuldscheine investiert. Jeder Spenden-Euro tilgt auf diese Weise sieben Schulden-Euros. Drei Wochen nach Start der Aktion ist die Zwischenbilanz rosig: 2,5 Millionen Euro hat Nomikos beisammen.
Sein Großvater half, die Insel Santorin nach dem verheerenden Erdbeben von 1956 aufzubauen. Jetzt sieht Enkel Peter Nomikos sich selbst in der Pflicht: Mit einer gewieften Idee will er seinen Beitrag im Kampf Griechenlands gegen die erdrückenden Staatsschulden leisten. „Zeiten der Not sollten für Bürger Zeiten der Tat sein“, sagt Nomikos.
Sein System ist so einfach wie clever: Wer will, spendet der Initiative „Greece Debt Free“ (Schuldenfreies Griechenland) per Bezahlsystem Paypal eine Summe. Nomikos investiert die Gelder in Anrechte auf griechische Staatsanleihen.
Da ihr Preis im Zuge der Krise kollabiert ist, erhält er derzeit für 1000 Euro Anleihen mit einem Nominalwert von 7000 Euro. „Dies ist eine großartige Chance, den Schuldenberg mit vergleichsweise geringem Einsatz abzutragen“, sagte der 33-Jährige. Fußballvereine und Unternehmen sind unter den großzügigen Geldgebern. Aber auch viele wohlhabende Exil-Griechen und Deutsche mit Liebe zur Ägäis machen ein paar Euros locker. „Gerade die Spenden aus Deutschland sind eine nette Geste“, freut sich Nomikos, „sie zeigt, dass sich Bürger doch allmählich als europäisch empfinden.“
Damit der griechische Staat keinen Zugriff auf die Gelder hat, hat der Unternehmer den Sitz der Stiftung in die USA verlegt. Für viele Griechen ist die Initiative so erst glaubwürdig.
Legt man das Staatsdefizit auf die Bürger um, so steht jeder Grieche mit 24 800 Euro in der Kreide. Entsprechend ehrgeizig sind die Ziele der Initiative: Durch den Aufkauf von Schuldscheinen zu Schrottpreisen sinkt diese Last pro Kopf auf 3000 Euro. Und die möchte Nomikos am liebsten komplett tilgen. Dass manche Griechen keinen Cent übrig haben, ist ihm bewusst — weshalb er einen zweiten Weg beschreitet.
„Wir verhandeln mit Lebensmittelfirmen, dass sie 50 Prozent ihrer Profite aus einzelnen Produkten an uns spenden“, so Nomikos. Selbst ärmere Konsumenten würden so ihren Beitrag leisten können. „Dies soll eine gesamt-gesellschaftliche Bewegung werden“, sagt er. Auch die Resonanz auf die Konsumenten-Initiative ist positiv. „Ärzte, Künstler, Start-Ups — viele wollen über uns einen Teil der Staatsschulden tilgen und ihr Einkommen spenden“, berichtet er. Seine Familie hat zusätzlich 2,5 Millionen Euro beigesteuert. „Griechenland hat uns viel gegeben“, sagt der 33-Jährige, „etwas zurückzugeben, das ist für uns ein Wunsch, kein Pflichtgefühl.“