Ab 2040 Großbritannien will Diesel-und Benzinautos verbieten

London/Berlin (dpa) - Großbritannien will den Verkauf von Diesel- und Benzinautos ab 2040 verbieten. Solche Fahrzeuge verursachten Gesundheitsprobleme und schadeten dem Klima, sagte Umweltminister Michael Gove in London.

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Erst vor knapp drei Wochen hatte Frankreich erklärt, den Verkauf von Verbrennungsmotoren bis 2040 zu stoppen. Die Bundesregierung lehnt einen angeordneten Ausstieg ab.

Nach Angaben von Gove sollen Diesel- und Benzinfahrzeuge bis 2050 ganz von den britischen Straßen verschwinden. Neue Gebühren werden bei Diesel-Fahrzeugen auf stark verstopften Straßen ab 2020 erhoben.

Viele Städte in Großbritannien leiden unter schlechter Luft, insbesondere London. Dort wurde die jährliche Luftverschmutzungsgrenze der EU in diesem Jahr schon am 5. Januar überschritten. Der Bürgermeister der Stadt, Sadiq Khan, sagte damals: „Die Luft in London ist ein Killer.“ Eine Folge sei Asthma bei Kindern. Die Regierung geht von etwa 40 000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr im Land aufgrund der Luftverschmutzung aus.

Bei Verbrennungsprozessen in Motoren entstehen unter anderem gesundheitsschädliche Stickoxide wie etwa NO2. Sie können zum Beispiel Herz und Kreislauf beeinträchtigen. In Deutschland kämpft vor allem Stuttgart mit den Feinstaubbelastungen.

„Ein Verbot von Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern steht derzeit nicht auf der Agenda der Bundesregierung“, betonte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe häufig davor gewarnt, den Diesel zu verteufeln, da er wegen seines geringeren CO2-Ausstoßes klimafreundlicher sei als Benzinmotoren. Die Bundesregierung suche nach Alternativen und fördere daher Antriebe wie die Elektromobilität.

Ein Sprecher des Verkehrsministeriums hält eine Festlegung für „relativ fantasielos“: Das Klima habe nichts davon, wenn Autos mit Strom unterwegs seien, der etwa mit Braunkohle produziert werde. Das Umweltministerium dagegen begrüßte den Schritt der Briten: Vor dem Hintergrund eigener Klimaschutz-Ziele halte man „jede internationale Anstrengung in diese Richtung für richtig“.

Die Grünen sehen sich angesichts der britischen Pläne in ihrem Ziel bestätigt, in Deutschland ab 2030 nur noch abgasfreie Autos neu zuzulassen - damit stehen sie unter den Parteien bislang alleine da. „Während andere Länder wie Großbritannien aus dem fossilen Verbrennungsmotor aussteigen, versuchen CDU/CSU und SPD einen Schutzzaun um eine veraltete Technologie zu ziehen und so die Hersteller vom Innovationsdruck abzuschirmen“, kritisierte Grünen-Chef Cem Özdemir. Die Zukunft der deutschen Autobranche mit 800 000 Arbeitsplätzen stehe auf dem Spiel.

Greenpeace nutzte die Entscheidung der Briten ebenfalls für Kritik an der Bundesregierung: Sie grabe sich „gemeinsam mit der Branche ein und träumt weiter den Traum vom sauberen Diesel“, sagte Verkehrsexperte Tobias Austrup. Die Umweltschutzorganisation fordert einen Ausstieg aus dem Verbrenner sogar schon bis 2025.

Die französische Regierung kämpft mit ihrem Verkaufsstopp für Verbrennungsmotoren vor allem gegen die Erderwärmung: Nach der Abkehr der USA vom Pariser Klimaabkommen will Frankreich seine Ziele verschärfen und bis 2050 CO2-neutral werden. Es wird dann nur so viel klimaschädliches Treibhausgas Kohlendioxid ausgestoßen wie gleichzeitig etwa durch Wälder aus der Atmosphäre geholt werden kann.

Andere Länder setzen ebenfalls auf emissionsfreie Neufahrzeuge, etwa Norwegen ab 2025. Indien will ab 2030 nur Elektroautos neu zulassen. Die japanische Hauptstadt Tokio ging schon zur Jahrtausendwende voran und verbannte grundsätzlich alle „dreckigen“ Diesel-Nutzfahrzeuge. Manche Länder setzen auf ganz andere Lösungen: In Chinas Hauptstadt Peking werden Kennzeichen für Neuzulassungen verlost. Nur wer ein Elektroauto kauft, braucht an dem Losverfahren nicht teilzunehmen.