Große Schwellenländer bauen Kooperation aus
Peking/Sanya (dpa) - Die führenden Schwellenländer wollen in der Weltwirtschaft ein größeres Wort mitreden. Die Gruppe der sogenannten Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und neuerdings auch Südafrika vereinbarten am Mittwoch einen Ausbau ihrer Zusammenarbeit.
Einen Tag vor dem dritten Gipfeltreffen der aufstrebenden Wirtschaftsnationen am Donnerstag in Sanya in der Provinz Hainan in Südchina schufen die Wirtschafts- und Handelsminister eine Kontaktgruppe, um ihre Kooperation besser zu steuern. Bei dem Gipfel geht es um die globale Finanzreform, die Probleme der Weltwirtschaft und Entwicklungsfragen.
Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao erörterte in Sanya mit Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew den weiteren Ausbau ihrer Energiekooperation. Auch die Volksaufstände in Nordafrika, die Lage in Afghanistan und der Atomstreit mit Nordkorea kamen zur Sprache, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Mit Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh sprach Chinas Präsident über ungelöste Grenzstreitigkeiten. Am Vortag führte er in Peking bereits Gespräche mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff.
Nach der Ende 2010 vereinbarten Aufnahme in den illustren Club sprach Südafrikas Präsident Jacob Zuma von einem „historischen Moment“ für sein Land, das erstmals an einem Brics-Gipfel teilnimmt. „Die Einladung zeigt, wie hoch unser Land international angesehen wird“, sagte Zuma. Die Aufnahme Südafrikas gebe der Gruppe mehr Gewicht und bringe eine „afrikanische Perspektive“ in brennenden Fragen, sagte auch Indiens Ministerpräsident Singh in einem Interview von Chinas Staatsagentur Xinhua. Die Gruppe sollte ihr „großes Potenzial“ bündeln und ihre Zusammenarbeit stärken.
Die fünf Brics-Staaten haben nach chinesischen Angaben einen Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung von 18 Prozent und beherbergen rund 40 Prozent der Weltbevölkerung. 2010 trugen sie demnach sogar zu mehr als 60 Prozent des weltweiten Wachstums bei. Zwischen 2001 und 2010 sei der Handel unter den Brics-Staaten um jährlich 28 Prozent auf fast 230 Milliarden US-Dollar gestiegen.
Bevor sich die Brics-Staaten institutionelle Strukturen schaffen, soll zunächst die jetzt geschaffene Verbindungsgruppe die laufende wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Handel analysieren sowie künftige Entwicklungen abschätzen. Die Wirtschafts- und Handelsminister sprachen sich in Sanya auch gegen Protektionismus aus und vereinbarten eine Ausweitung von Handel und Investitionen. Indiens Handelsminister Anand Sharma sagte, sie wollten eine größere Rolle in den globalen Finanzinstitutionen spielen.
Die Minister waren sich auch einig, innerhalb der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländern enger zu kooperieren und geschlossener aufzutreten. Am Donnerstag wollen die Brics-Länder eine Vereinbarung treffen, die künftig Kreditangebote in den jeweiligen Landeswährungen anstelle des US-Dollars vorsieht. China strebt einen stärkeren Einsatz des Yuan und anderer lokaler Währungen an, um den Handel untereinander abzuwickeln.
Außerdem sollte die Kreditvergabe ausgeweitet werden, forderte der Präsident der chinesischen Entwicklungsbank (CDB), Chen Yuan, in Sanya. Die Staatsbank selbst hat bereits Kredite in Höhe von 38 Milliarden US-Dollar an Brics-Staaten vergeben, um Infrastruktur zu bauen, Energie zu entwickeln oder Rohstoffe zu fördern. Die Lenker der Schwellenländer waren 2009 erstmals in Russland zusammengekommen. Der zweite Gipfel fand 2010 in Brasilien statt.