Gefängnisstrafe für Ex-Möbelkönig Demuth gefordert
Detmold (dpa) - Im Strafprozess um die Millionenpleite des einstigen Möbelriesen Schieder drohen den beiden Hauptangeklagten lange Gefängnisstrafen wegen Kreditbetrugs.
Für den Firmengründer Rolf Demuth verlangte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch vor dem Landgericht Detmold eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten. Sein früherer Finanzchef (48) soll für viereinhalb Jahre in Haft. Die beiden weiteren Angeklagten sollen als Mittäter eine Haftstrafe von zwei Jahren beziehungsweise eine Bewährungsstrafe bekommen. Die Urteile will das Gericht an diesem Donnerstag verkünden.
Mit falschen Zahlen, geschönten Bilanzen und überbewerteten Lagerbeständen soll das Unternehmen seine wahre Notlage verschleiert und frisches Geld beschafft haben: Erst für insgesamt 50 Millionen Euro Genussscheine, außerdem Kredite, insgesamt rund 328 Millionen Euro. Unter dem Strich soll der Schaden mindestens 234 Millionen Euro betragen. Wie viel es tatsächlich ist, weiß keiner so genau. Seit Ende August vergangenen Jahres sind an 32 Verhandlungstagen 69 Zeugen und ein Sachverständiger gehört worden. Die Schieder-Holding mit zwischenzeitlich mehr als einer Milliarde Euro Umsatz und 11 000 Mitarbeitern hatte im Jahr 2007 Insolvenz angemeldet.
Den ursprünglichen Anklagepunkt Betrug hatte Oberstaatsanwalt Rolf Günther im Laufe des Prozesses fallengelassen. Besonders schwerer Betrug wird mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft. Übrig blieb noch Kreditbetrug, Höchststrafe pro Fall: drei Jahre. In einer Zwischenbilanz hatte Richter Michael Reineke angedeutet, nach seiner Überzeugung hätten die Angeklagten die Geldgeber nicht schädigen wollen.
Die Staatsanwaltschaft beugte sich dieser Einschätzung, obwohl sie „nicht unerhebliche Zweifel habe“, ob die Männer nicht zumindest eine Schädigung der Banken billigend in Kauf genommen hätten. Eine bessere Beweislage durch einen längeren Prozess sei aber nicht garantiert.
Der Finanzchef habe die Konzernabschlüsse 2005 und 2006 manipuliert, betonte der Oberstaatsanwalt. Unter anderem sollen die Bilanzen von einigen der mehr als 100 Tochtergesellschaften der Holding geschönt worden sein, zum Beispiel Lagerbestände der polnischen Tochter MMI. Das Stichwort hieß dabei „Luftvorräte“.
Die Verteidiger betonten übereinstimmend, dass keiner der vier Angeklagten die Geldgeber habe schädigen wollen. Es sei immer nur um die Rettung des Unternehmens gegangen. Für Demuth seien darum höchstens dreieinhalb Jahre Haft angemessen. Der Verteidiger des Finanzchefs stellte keinen konkreten Strafantrag.