Grünes Licht für dritte Startbahn am Münchner Flughafen

München (dpa) - Der umstrittene Ausbau des Münchner Flughafens hat eine entscheidende Hürde genommen. Die Regierung von Oberbayern genehmigte die dritte Start- und Landebahn.

Gutachten hätten den Bedarf bestätigt, teilte die Behörde am Dienstag mit. Der Ausbau des zweitgrößten deutschen Flughafens sei nötig, damit er langfristig als Drehkreuz dienen kann. Mit der neuen, 4000 Meter langen Piste sollen künftig 120 Flugzeuge stündlich starten und landen können. Bisher lag die Kapazität bei etwa 90. Anwohner, Naturschützer und Kommungen bereiten bereits Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss vor. Bis Anfang November haben sie dafür Zeit.

Die Kosten für den Ausbau werden auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzt. Mit der Fertigstellung wird nicht vor 2015 gerechnet.

Die Gegner warnen vor Lärm, Abgas und Naturzerstörung. Angesichts des Klimawandels sei der Flughafenausbau ein Schritt in die falsche Richtung. Ihre Gegenargumente würden nicht berücksichtigt, kritisierte das Aktionsbündnis „AufgeMUCkt“. Die Gegner behaupten, die Zahl der Starts und Landungen gehe seit Jahren stetig zurück.

Die Flughafen München GmbH (FMG), an der Bayern mit 51 Prozent beteiligt ist, spricht hingegen von neuen Rekordzahlen bei den Passagieren. Die Krise sei überwunden. „Es geht rasant wieder nach oben“, sagte Flughafensprecher Edgar Engert.

Nach neuen Prognosen werde für 2025 ein Anstieg der Flugbewegungen von 400 000 auf 590 000 erwartet. Rund 58 Millionen Passagiere sollen dann auf dem Airport abfliegen und ankommen - 2010 waren es knapp 35 Millionen.

Die Nummer eins in Deutschland, der Flughafen Frankfurt, hat derzeit bereits mehr als 50 Millionen Passagiere. Dort soll die umstrittene Landebahn Nordwest im Oktober in Betrieb gehen. Durch verschiedene Ausbaumaßnahmen, darunter ein neues Terminal, wird die Kapazität in Frankfurt bis zum Ende des Jahrzehnts in Richtung 88 Millionen Passagiere aufgestockt.

Die Regierung von Oberbayern erklärte, ursprüngliche Verkehrsprognosen seien wegen des in der Krise rückläufigen Luftverkehrs durch ergänzende Gutachten nochmals überprüft worden. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft hält den Bau der dritten Startbahn in München für unverzichtbar. Er werde dafür sorgen, „dass Zehntausende am Drehkreuz München zusätzlich Arbeit finden“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, am Dienstag in Berlin.

Die Entscheidung zum Ausbau erfolgt mit Auflagen. So soll der Flugbetrieb auf der dritten Bahn nur von 06.00 Uhr bis 22.00 Uhr zulässig sein. In dem besonders betroffenen Freisinger Ortsteil Attaching legte die Behörde ein sogenanntes Entschädigungsgebiet fest. Rund 100 Grundstückseigentümer können dort statt Schallschutzmaßnahmen oder Entschädigungen auch verlangen, dass ihr Grundstück von der Flughafengesellschaft zum Verkehrswert aus dem Jahr 2007 übernommen wird. Das gehe weit über die Grundsätze der Rechtsprechung hinaus, betonte die Behörde.

Die FMG hatte den Ausbau vor sechs Jahren beschlossen. In dem langwierigen Anhörungsverfahren hatte es fast 85 000 Einwendungen gegeben. Auch Dutzende Kommunen und andere öffentliche Stellen brachten ihre Einwände vor. Um den Gegnern ausreichend Zeit für Klagen zu geben, veröffentlichte die Regierung am Dienstag den gut 2800 Seiten starken Beschluss, verschob aber die förmliche Bekanntgabe gegenüber Bürgern, Kommunen und Naturschutzverbänden auf September. Anfang November läuft die Frist für Klagen aus.