Gute Konjunkturaussichten wecken Hoffnungen auf neuen Jobaufschwung
Nürnberg (dpa) - Der wachsende Konjunkturoptimismus in deutschen Chefetagen hat bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) Hoffnungen auf einen neuen Jobaufschwung geweckt.
Erste Hinweise dafür lieferten die jüngsten Arbeitslosenzahlen. „Jenseits saisonaler Sondereffekte, wie sie im Januar üblich sind, entwickelt sich der Arbeitsmarkt positiv“, stellte das BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt am Donnerstag in Nürnberg fest. Bereits im vierten Quartal 2013 dürfte es ein etwas stärkeres Wirtschaftswachstum gegeben haben. Inzwischen verbesserten sich auch die Exportaussichten, die Binnennachfrage sei weiter gut, zählte Alt auf.
Im Januar hatte allerdings strenge Kälte vor allem im Norden und Osten Deutschlands die Arbeitslosigkeit erstmals seit einem Dreivierteljahr wieder über die Marke von drei Millionen steigen lassen. Die Zahl der Jobsucher kletterte im Vergleich zum Dezember um 263 000 auf 3 136 000. Damit fiel der Anstieg allerdings schwächer aus als in den vorangegangenen Jahren. Im Vergleich zu 2013 waren im Januar sogar 2000 Menschen weniger erwerbslos. Die Arbeitslosenquote legte im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Punkte auf 7,3 Prozent zu.
Der verhältnismäßig starke Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar hänge damit zusammen, dass auf vielen Baustellen sowie im Landschafts- und Gartenbau witterungsbedingt die Arbeit ruhe, sagte Alt. Beschäftigte in den sogenannten Außenberufen verlören dadurch vorübergehend ihre Arbeit.
Saisonbereinigt ist die Arbeitslosigkeit im Januar um 28 000 gefallen - und damit so stark wie schon lange nicht mehr. Allerdings gehe nur rund ein Viertel dieses Effekts auf das Konto der allmählich anziehenden Konjunktur, räumte Alt ein. Zu drei Vierteln sei für diesen Entlastungseffekt die gestiegene Zahl von Aus- und Fortbildungen verantwortlich. Die Bundesagentur bemüht sich seit einigen Monaten verstärkt darum, die Jobchancen von Arbeitslosen mit gezielten Fortbildungen zu verbessern.
Unterdessen bleibt die deutsche Wirtschaft auch in Zeiten der Konjunkturflaute eine Jobmaschine. So lag die Zahl der Erwerbstätigen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zuletzt im Dezember bei 42,06 Millionen; das sind 255 000 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg sogar um 335 000 auf 29,76 Millionen (Novemberdaten). Da viele Erwerbslose nicht das notwendige Rüstzeug für die angebotenen Jobs mitbrachten, gingen die neuen Stellen oft an qualifizierte EU-Zuwanderer und Mütter nach der Elternzeit.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sieht den Arbeitsmarkt bei stabiler Beschäftigung in guter Verfassung. „Erfreulich ist, dass der Einsatz von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen diese Entwicklung stützen konnte. Die Schwerpunktsetzung auf gezielte Weiterbildung zeigt die gewünschte Wirkung“, hieß es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme. Aufgabe bleibe es, auch jene zu erreichen, die bisher nicht davon profitieren konnten. Auch die CSU-Landesgruppe im Bundestag äußerte sich zufrieden: „Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs und gibt unverändert deutlichen Rückenwind für den Arbeitsmarkt.“
Kritischer beurteilt die Bundestags-Opposition die aktuelle Lage. Nach Einschätzung der Linkspartei ist die „Entwicklung des Arbeitsmarktes nach wie vor schwach, unabhängig vom üblichen Anstieg im Januar“. Immer deutlicher träten strukturelle Problem zutage. Vor allem Langzeitarbeitslose, Behinderte und ältere Arbeitslose bekämen immer schwieriger einen Job. Diese Einschätzung teilen die Grünen weitgehend. In einer Erklärung der Bundestagsfraktion heißt es: Statt vom konjunkturelle Rückenwind zu profitieren, blase Langzeitarbeitslosen eisiger Gegenwind ins Gesicht.