Hamsterkäufe bei Eiern - Händler schränken Verkauf ein
Köln (dpa) - Wegen Hamsterkäufen haben einige Supermärkte im deutsch-tschechischen Grenzgebiet den Verkauf von Eiern rationiert - und das ausgerechnet rund drei Wochen vor Ostern. Grund sind extrem gestiegene Eierpreise in Tschechien.
„Es gab wirklich Fälle, in denen Leute sich den ganzen Kofferraum mit Eiern vollgeladen haben“, sagte die Sprecherin von Netto Marken-Discount, Christina Stylianou, am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Köln. Darum habe das Unternehmen jetzt die Abgabe von Eiern in den Filialen entlang der tschechischen Grenze eingeschränkt.
„Wir möchten, dass allen unseren Kunden Eier in haushaltsüblicher Menge zur Verfügung stehen“, sagte Stylianou und bestätigte einen Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“. Jeder Kunde dürfe neuerdings nicht mehr als zwei Packungen Eier pro Sorte kaufen, bei den angebotenen vier verschiedenen Sorten also insgesamt höchstens acht Packungen. Schilder in den Märkten wiesen darauf hin und wenn nötig, machten die Verkäufer an der Kasse die Kunden nochmals darauf aufmerksam.
Auch im Zittauer Kaufland sind Eier rationiert. „Es gibt eine Höchstabgabemenge von fünf Packungen a 10 Eiern“, sagte eine Sprecherin. „Das dürfte für alle Kunden ausreichend sein“, meinte sie. Zu Engpässen sei es aber noch nicht gekommen. Rewe verzeichnet nach Angaben eines Sprechers zwar eine gestiegene Nachfrage nach Eiern, Hamsterkäufe und somit Rationierungen gebe es in den Filialen aber nicht.
Während eine Zehnerpackung Eier im deutschen Handel für 1,09 Euro zu haben ist, sind Eier in tschechischen Läden etwa doppelt so teuer. Hintergrund ist das seit Anfang des Jahres geltende EU-weite Verbot der konventionellen Käfighaltung für Legehennen.
Bereits 1999 hatte die EU beschlossen, dass Hühner mehr Platz bekommen sollen, mit Sitzstangen, Streu und Nestern. Obwohl die Geflügelbetriebe zwölf Jahre Zeit zur Umsetzung hatten, haben 13 Länder dies bis zum 1. Januar 2012 nicht geschafft. Als Folge sind Eier in der EU knapp und teuer geworden, denn die Eier aus herkömmlicher Käfighaltung dürfen nicht mehr in andere EU-Staaten exportiert werden. Deutschland hält die Regeln bereits seit 2010 ein, aber um den Bedarf zu decken, muss etwa ein Drittel der hier benötigten Eier im Ausland beschafft werden.
Die österreichische „Kronen-Zeitung“ berichtete kürzlich von Eier-Hamsterkäufen von Deutschen in Österreich. Demnach kauften dort Händler aus dem Ausland die Ställe der Öko-Bauern leer.
Nach Angaben der Marktinfo Eier & Geflügel (MEG) in Bonn haben sich die Eierpreise am freien Markt innerhalb weniger Wochen verdoppelt. Betroffen sind in Deutschland vor allem Großhandel, Packstellen und Industrie, zum Beispiel die Hersteller von Nudeln, Mayonnaise und Backwaren. Im Einzelhandel dagegen brauchen Verbraucher dank langfristiger Verträge zwischen Handel und Lieferanten bisher nicht mehr für Eier zu bezahlen. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels rechnet auch in nächster Zeit nicht mit flächendeckend steigenden Preisen für Konsumenten.
Unterdessen hat die EU-Kommission Forderungen aus Deutschland abgelehnt, Geflügelhalter bei der Umstellung der Käfighaltung zu unterstützen. „Es ist nicht unsere Absicht, die zu belohnen, die die nötigen Investitionen unterlassen haben“, sagte ein Sprecher von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos dem „Tagesspiegel“ (Sonntagausgabe). EU-Verbraucherkommissar John Dalli kündigte weitere Schritte gegen die Länder an, die das Käfigverbot bisher nicht durchgesetzt haben. Dalli hatte ihnen eine Frist bis Mitte März gesetzt, innerhalb der die Regierungen erklären müssen, wie sie das Verbot umsetzen wollen. „Falls nötig, folgt der zweite Schritt“, sagte ein Sprecher Dallis der Zeitung.