Handel klagt über Verluste durch Diebstahl

Laut Forschungsinstitut EHI lag der Schaden 2013 bei rund drei Milliarden Euro.

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Köln. Unterwäsche und teure Parfums, Smartphones, Werkzeug und Spielkonsolen — Kunden und Mitarbeiter von Warenhäusern, Baumärkten und Bekleidungshäusern stehlen wie die Raben. Mehr als drei Milliarden Euro Schaden verzeichnete der Handel 2013, wie aus dem veröffentlichten Bericht des Forschungsinstituts EHI am Mittwoch hervorgeht.

Die Inventurdifferenz liegt bei rund einem Prozent des Umsatzes — das entspricht in etwa der schmalen Gewinnspanne in der hartumkämpften Branche. Hinzu kommen rund 1,3 Milliarden Euro, die die Häuser jährlich in Überwachungskameras und Warenkennzeichnung, Anti-Klau-Vitrinen, Mitarbeiterschulung und Kaufhausdetektive stecken — mit sehr dürftigem Erfolg.

Die Dunkelziffer für Diebstähle ist gewaltig und liegt nach Einschätzung des Handels bei über 98 Prozent. Im Schnitt bleiben jeden Tag mehr als 85 000 Diebstähle in Deutschland mit einem Schaden von je 80 Euro unentdeckt.

Leidtragende sind die Kunden, die den Schaden über den Preis auffangen müssen. Viel Geld verliert aber auch der Staat: Er büßte allein 2013 rund 450 Millionen Euro an entgangener Mehrwertsteuer ein.

Kriminellen Schwund gibt es nicht nur im Verkaufsraum und an der Kasse — häufig beginnt das Problem schon hinter den Kulissen, etwa bei der Anlieferung der Ware. Bei rund 900 Millionen Euro Verlust durch unehrliche Mitarbeiter und etwa 2,5 Millionen Jobs in der Branche kommen statistisch etwa 360 Euro Diebstahlswert pro Jahr auf jeden Mitarbeiter.

Dagegen will der Handel weiter aufrüsten und setzt stark auf elektronische Hilfsmittel. Viele Unternehmen gaben in der Befragung für die Studie an, noch mehr Geld in Überwachungskameras stecken zu wollen. Außerdem wird die elektronische Kennzeichnung der Waren, die im Textileinzelhandel schon weit verbreitet ist, zunehmend auch in anderen Branchenteilen eingesetzt.

Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg kann sich auf Dauer Mini-Sender sogar beim gehobenen Lebensmittelsortiment vorstellen.

Kriminalität müsse konsequent verfolgt werden — auch gegen die eigenen Leute, fordert ein Sprecher des Einzelhandelsverbandes Deutschland (HDE). Auch kritische Medienberichte sollten Handelsunternehmen nicht davon abhalten, unter Einhaltung der Persönlichkeitsrechte von Kunden und Mitarbeitern Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen einzusetzen.