Handelsstreit mit der EU: Harley-Davidson zieht Trumps Zorn auf sich

Washington/Milwaukee (dpa) - Vor gut einem Jahr lobte US-Präsident Donald Trump Harley-Davidson noch in höchsten Tönen und pries die Kult-Motorradschmiede als Inbegriff von „Made in America“.

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Doch wegen des von ihm forcierten Handelsstreits reduziert ausgerechnet die Firma aus Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin nun die Produktion in den USA. Als Reaktion auf Vergeltungszölle der EU kündigte Harley-Davidson an, einen Teil seiner US-Fertigung ins Ausland zu verlagern. Seitdem lässt Trump seinem Ärger per Twitter freien Lauf. Doch auch andere US-Konzerne sind wegen Trumps Zollpolitik zu unangenehmen Maßnahmen gezwungen: So dürfte etwa die Whiskey-Sorte Jack Daniel's in Europa bald teurer werden, was für den Hersteller mit Umsatzeinbußen einher gehen könnte.

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„Eine Harley sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden“, twitterte Trump am Dienstag. Mitarbeiter und Kunden seien bereits sehr wütend. Wenn das Unternehmen seine Ankündigung wahr mache, bedeute dies „den Anfang vom Ende“, schrieb Trump und drohte: „Sie werden besteuert wie nie zuvor!“. Der Motorradbauer hatte am Montag erklärt, durch den Schritt sollten zusätzliche Zölle umgangen und so eine Preiserhöhung für Kunden in Europa vermieden werden.

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Bei Trump dürfte die Enttäuschung in diesem Fall besonders groß sein, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte er Harley-Davidson noch umschmeichelt und sich als großer Fan des Herstellers hervorgetan. „Wir sind stolz auf euch! Made in America, Harley-Davidson“, jubelte der US-Präsident den Harley-Bossen im vergangenen Jahr bei einem Empfang im Weißen Haus zu. Nun scheint das Verhältnis zerrüttet, und Trump droht unverhohlen: „Harley muss wissen, dass sie nicht in die USA zurückverkaufen können, ohne eine hohe Steuer zu zahlen!“

Darüber hinaus beschuldigte der US-Präsident die Firma, den Zollkonflikt nur als vorgeschobene Begründung für den Abbau von US-Produktionskapazitäten zu nutzen. Harley-Davidson habe - lange bevor die Zölle verhängt wurden - angekündigt, einen Großteil seines Werks in Kansas City nach Thailand zu verlagern, behauptete Trump. „Sie benutzen Zölle/Handelskrieg nur als Ausrede.“ Tatsächlich ist die Angelegenheit aber - wie so oft bei Trump - etwas komplexer.

Harley-Davidson hatte bereits vor über einem Jahr bekanntgegeben, eine Fabrik in Thailand zu bauen. Zölle nannte das Unternehmen damals nicht als Grund. Es gehe darum, die Präsenz im asiatisch-pazifischen Markt zu erhöhen. Die Ankündigung vom Montag klang ganz anders: Würde man die höheren Kosten durch die EU-Zölle mit einer Preiserhöhung an Käufer weitergeben, hätte das einen „sofortigen und langanhaltenden“ Schaden für das Geschäft zur Folge, erklärte Harley-Davidson. Mit knapp 40.000 verkauften Harley-Motorrädern sei Europa im vergangenen Jahr der zweitwichtigste Markt für die Firma gewesen.

Die Maßnahmen von Trumps einstigem Vorzeigeunternehmen zeigen letztlich vor allem, dass der US-Präsident auch die eigene Wirtschaft mit seiner kompromisslosen Handelspolitik Risiken aussetzt.

Harley-Davidson ist nicht die einzige US-Traditionsfirma, die rasch auf die Vergeltungsmaßnahmen der EU reagierte. So dürfte Whiskey der Marke Jack Daniel's für Kunden in Europa wegen des Handelsstreits bald teurer werden. „Wir werden die Preise in den nächsten Monaten erhöhen“, bestätigte ein Sprecher des Spirituosenkonzerns Brown-Forman aus Louisville in Kentucky auf Nachfrage.

Allerdings würden die EU-Zölle nicht sofort und auch nicht in voller Höhe bei den Kunden ankommen. Da Jack Daniel's und die anderen Marken des US-Konzerns mit einigem Vorlauf nach Deutschland und Europa geliefert würden, dürfte es mehrere Monate dauern, bis sich die Preiserhöhungen richtig niederschlagen. Und auch dann dürfte sich der Whiskey für Endkonsumenten nur um rund zehn Prozent verteuern, so der Sprecher. Bei Brown-Forman hoffe man auf eine rasche Einigung im Konflikt zwischen US-Präsident Trump und der EU, durch die die geplanten Preissteigerungen letztlich gar nicht voll greifen würden.

Auch die Strafzölle auf Aluminium und Stahl, mit denen die Trump-Regierung die Gegenzölle der EU erst provoziert hatte, haben mitunter unangenehme Folgen. Die Mid Continent Nail Corporation - laut US-Medien einer der letzten verbliebenen Nagelhersteller im Land - dürfte bis Ende Juli 200 seiner 500 Mitarbeiter kündigen, berichtete das Portal „MissouriNet“. Durch die zusätzlichen Einfuhrzölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent habe das Unternehmen 50 Prozent seines Geschäfts eingebüßt. Trump hält jedoch an seinem Kurs fest und drohte der EU abermals mit Autozöllen. „Es wird nicht mehr lange dauern!“, twitterte der US-Präsident am Dienstag.