Hannover Rück: Gewinneinbruch nach Katastrophenjahr
Hannover (dpa) - Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat im Katastrophenjahr 2011 wie der Branchenprimus Munich Re einen kräftigen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.
Verglichen mit dem Marktführer, der am Vortag einen Ergebnisrückgang von rund zwei Dritteln gemeldet hatte, kamen die Hannoveraner aber noch glimpflich davon. Für das laufende Jahr ist Hannover Rück „sehr optimistisch“, sagte Vorstandschef Ulrich Wallin bei der Bilanzvorlage am Mittwoch in Hannover. Konkreter wollte er sich mit Blick auf einen möglichen Börsengang der Muttergesellschaft Talanx nicht äußern.
Die Erdbeben in Japan und Neuseeland, Tornados und die Flut in Thailand summierten sich 2011 mit anderen Großschäden zusammen bei der Hannover Rück auf fast 981 Millionen Euro - die zweithöchste Belastung in der Geschichte des Unternehmens. Das Konzernergebnis brach um fast ein Fünftel auf 606 Millionen Euro ein. Allerdings konnte der Verkauf von Staatsanleihen und eine Steuergutschrift einen noch stärkeren Einbruch verhindern.
Konkurrent Munich Re hatte am Vortag einen Gewinnrückgang um zwei Drittel auf 712 Millionen Euro gemeldet. Allein die Naturkatastrophen kosteten den Marktführer 4,5 Milliarden. Hinzu kamen Verluste von 1,2 Milliarden Euro aus griechischen Staatsanleihen. Hannover Rück hat in solche Papiere dagegen nicht investiert.
Für 2012 erwartet Vorstandschef Wallin wieder einen positiven Geschäftsverlauf. Anders als in den Vorjahren nannte er aber keine Zahl für den erwarteten Nettogewinn. Er sei von der Mutter Talanx gebeten worden, keine Prognose abzugeben. Zur Einschätzung von Analysten, dass Hannover Rück einen Reingewinn von 600 Millionen erwirtschaften könnte, sagte Wallin: „Die Analysten scheinen ihr Handwerk zu verstehen.“ Talanx hält 50,2 Prozent der Hannover-Rück-Aktien.
Die „Financial Times Deutschland“ hatte berichtet, dass Talanx nun in diesem Herbst die seit rund 15 Jahren erwogenen Pläne für einen Börsengang in die Tat umsetzen will. Dazu wollte sich Wallin nicht äußern. Gegebenenfalls habe dies auf die Hannover Rück aber auch keine direkten Auswirkungen. In der kommenden Woche sollen angeblich die Konsortialführer bekanntgegeben werden. Talanx werde im ersten Schritt höchstens 30 Prozent an die Börse bringen, so die Zeitung. Das dürfte rund 1,5 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Talanx bereite den Börsengang vor, aber Termin und Details kommentiere man nicht, sagte dazu ein Unternehmenssprecher.
Deutlich besser als im Katastrophengeschäft lief es für die Hannover Rück an den Finanzmärkten. Das Kapitalanlageergebnis kletterte um ein Zehntel auf den Rekordwert von fast 1,4 Milliarden Euro. Die Rendite lag mit 3,9 Prozent um einen halben Prozentpunkt über derjenigen der Munich Re. Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand allerdings wie die Münchner mit einer Kapitalanlage-Rendite von 3,5 Prozent.
Bei den Beitragseinnahmen erwartet Vorstandschef Wallin ein deutliches Wachstum. Das Brutto-Prämienvolumen soll von 12,1 Milliarden Euro im Jahr 2011 um fünf bis sieben Prozent zulegen - sowohl durch höhere Preise als auch durch Ausweitung des Geschäfts. Zur Erneuerung vieler Verträge Anfang 2012 hatte Hannover Rück Preiserhöhungen von im Durchschnitt drei bis sechs Prozent im Schadengeschäft durchsetzen können.
Wie der Versicherer weiter mitteilte, soll die Hannover Rück eine neue Rechtsform als Europäische Aktiengesellschaft (SE) erhalten. Als Gründe führte der Vorstand die weltweite Aufstellung des Konzerns und die internationale Belegschaft an. Allerdings macht die neue Rechtsform auch den Weg dafür frei, den Konzernsitz aus Hannover in ein anderes Land der EU zu verlegen. Konkrete Pläne dafür gebe es derzeit aber nicht, hieß es. Die Aktionäre müssen dem Schritt noch zustimmen.