Helaba: Stress vor Stresstest-Veröffentlichung

Frankfurt/London/Brüssel (dpa) - Unmittelbar vor Veröffentlichung der Ergebnisse des Bankenstresstests schlagen die Wellen in Deutschland noch einmal hoch.

Dass die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) voraussichtlich zu den Durchfallern des europaweiten Krisentests zählen wird, sorgte am Donnerstag weiter für Aufregung. Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) zeigte sich in Wiesbaden jedoch überzeugt, professionelle Investoren würden sehr schnell erkennen, dass die Helaba „ein kerngesundes deutsches Institut“ sei, das auch die Finanzkrise glänzend bewältigt habe.

Die Helaba hatte am Mittwoch angedeutet, dass sie nach den Kriterien der europäischen Bankenaufsicht EBA beim jüngsten Krisentest möglicherweise durchgefallen ist. Grund: Die EBA erkenne die Verpflichtungserklärung des Landes Hessen zur Umwandlung Stiller Einlagen in hartes Kernkapital nicht an.

Die EBA und die nationalen Aufseher wollen die Ergebnisse des Stresstests an diesem Freitag veröffentlichen. 91 Banken wurden unter die Lupe genommen, darunter 13 deutsche. Als Wackelkandidaten gelten vor allem die spanischen Sparkassen sowie Institute in den kriselnden Euro-Staaten Griechenland, Portugal und Irland. In Deutschland sollen die Landesbanken HSH Nordbank und Nord/LB nur knapp bestanden haben.

Um die Anerkennung der Stillen Einlagen gibt es seit Monaten Streit. Die EBA bezweifelt, dass die Stillen Einlagen im Krisenfall als Kapitalpuffer herangezogen werden können. Eigentümer vieler Landesbanken brachten daraufhin eine Umwandlung dieser Einlagen in hartes Kernkapital auf den Weg - auch das Land Hessen. Im Fall der Helaba geht es um 1,92 Milliarden Euro.

Die Bank betonte, dass sie die Prüfung unter Berücksichtigung der angepassten Stillen Einlagen klar bestanden habe. Die Helaba untersagte der EBA nun, andere als die von ihr ausgefüllten Formblätter zu veröffentlichen. Wie die noch junge Londoner Behörde damit umgeht, blieb am Donnerstag unklar.

Der Stresstest untersucht anhand hypothetischer Szenarien, wie eine Bank für den Krisenfall gerüstet ist: Einbruch von Wirtschaft und Aktienmärkten, höhere Zinsen für frisches Geld. Wer im schlimmsten Fall nicht mindestens 5,0 Prozent hartes Kernkapital übrig hat, ist durchgefallen.

Die EU-Staaten verlangen von Durchfallern, dass sie sich bis Jahresende mit frischem Kapital versorgen. Schafft ein Institut das nicht, sollen die Regierungen wie schon in der Finanz- und Bankenkrise in die Bresche springen.

Für die erst zu Jahresbeginn gegründete European Banking Authority (EBA) gilt der Stresstest als erste wichtige Bewährungsprobe. Sie will nun mehr Details bekanntgeben als im Stresstest vor einem Jahr, etwa zu den von den Banken gehaltenen Staatsanleihen und zur Absicherungsstrukturen. Vielen Instituten geht das zu weit. Sie fürchten, dass die tiefen Einsichten in ihre Strategie Spekulationen gegen sie auslösen könnten.

Zudem beklagten sich die Geldhäuser über den teilweise chaotischen Verlauf des Tests. So habe die EBA etwa immer weitere Daten angefordert. Griechische Staatsanleihen, die im Bankbuch gehalten wurden, sollten etwa zunächst im Test nicht berücksichtigt werden, später dann doch mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 36 Prozent.

Mit dem Stresstest will die Politik das Vertrauen der Märkte in die Finanzbranche stärken. In einer ersten Runde waren im vergangenen Jahr lediglich sieben Geldhäuser gescheitert, darunter die verstaatlichte deutsche Hypo Real Estate (HRE). Damals hatte es erhebliche Kritik gegeben, dass die Tests zu lasch gewesen seien. Dann kurz nach dem damaligen Test mussten irische Banken, die im Stresstest noch unauffällig waren, mit Milliardenbeträgen vom Staat vor dem Kollaps gerettet werden.