Reallohn steigt um 1,8 Prozent Höhere Inflation bremst Anstieg der Löhne
Wiesbaden (dpa) - Die steigenden Verbraucherpreise haben zum Jahresende 2016 die hohen Lohnzuwächse der Beschäftigten in Deutschland zum Teil wieder zunichte gemacht. Der Anstieg der Reallöhne verlangsamte sich im vierten Quartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
So kletterten die Löhne im Zeitraum Oktober bis Dezember um 2,3 Prozent, abzüglich der Inflation von 1,1 Prozent blieb ein realer Verdienstzuwachs von nur noch 1,1 Prozent. Höhere Ölpreise hatten die Teuerung zum Jahresende angeheizt.
Im Gesamtjahr 2016 stiegen die Reallöhne um 1,8 Prozent, wie das Bundesamt vorläufige Angaben aus dem Februar bestätigte. Es war das dritte Jahr in Folge mit einem kräftigen Plus und der dritthöchste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008.
Auffällig war im Gesamtjahr, dass erneut Beschäftigte mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten nominal die höchsten Steigerungen verbuchen konnten. So verdienten ungelernte Arbeitnehmer 3,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, deutlich über dem durchschnittlichen Zuwachs von 2,3 Prozent. Auch in kleinen Jobs wurde geringfügig Beschäftigten 3,6 Prozent mehr gezahlt.
Nach Auffassung des Arbeitsmarktexperten Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kann dies zum Teil noch auf Effekte des zum Jahr 2015 eingeführten Mindestlohns zurückzuführen sein. Dieser wirke auch auf die unteren Bereiche der übrigen Lohnstruktur. „Löhne, die etwas über dem Mindestlohn liegen, steigen dann auch.“ Dieser Prozess könne sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und habe seiner Einschätzung nach auch 2016 gewirkt, sagte Weber. Zudem gebe es Fälle, in denen die nächste, zum Jahresbeginn 2017 gültige Mindestlohnstufe von 8,84 Euro schon vorgezogen worden sei.