HSBC-Skandal wirft britische Bankenbranche zurück
Washington/London (dpa) - Der in den USA ausgelöste Geldwäsche-Skandal um die Londoner Großbank HSBC hat in Großbritannien zu einem Aufschrei über die Situation der Finanzbranche geführt.
„Das zeigt uns die großen Schwierigkeiten, die unser Bankensystem im Nachklapp der Bankenkrise hat“, sagte Finanzstaatssekretär Danny Alexander am Mittwoch. „Die Kultur, die es damals gab, führte zu allen möglichen Arten widerwärtigen und unverantwortlichen Verhaltens“, betonte er. Das ganze Land leide unter den Konsequenzen „dieser Fehler“, sagte der Liberaldemokrat.
HSBC soll über Jahre Geldwäsche unterstützt haben. Aus Ländern wie Mexiko, Iran und Saudi-Arabien sollen HSBC-Filialen Milliarden in die USA transferiert und Drogenhändlern sowie Geldgebern des Terrorismus in die Hände gespielt haben, hatte der US-Senat der Bank am Dienstag vorgeworfen.
Die Bank habe „US-Gesetze missachtet“ und ihre Filialen in den USA als „Einfallstor für verdächtige Geschäfte in das amerikanische Finanzsystem“ genutzt, sagte Senator Carl Levin bei der Ausschuss-Anhörung. Die Banker in der Londoner Zentrale hätten bei ihrer Aufsicht sträflich versagt. Der Skandal kommt nur wenige Wochen, nachdem die Londoner Großbank Barclays mit Manipulationen des wichtigen Libor-Zinssatzes weltweit Negativschlagzeilen produzierte.
HSBC entschuldigte sich bereits, räumte schwere Fehler ein und zog personelle Konsequenzen. Der Chefaufseher über die Unternehmenskultur („Head of Compliance“), David Bagley, trat am Dienstag zurück. Er gab seinen Rückzug in einer Anhörung vor einem Ausschuss des US-Senats bekannt. „Trotz bestmöglicher Anstrengungen und Absichten vieler Banker hat HSBC die eigenen Erwartungen und die der Aufsichtsbehörden nicht erfüllt“, sagte Bagley.
Die Nordamerika-Chefin von HSBC, Irene Dorner, sagte ebenfalls vor dem Ausschuss, sie bedauere die Fehler der Bank. Man habe umfassende Schritte unternommen, um die Defizite zu beheben. „Ich möchte ganz klar sagen, dass wir es zutiefst bedauern und uns dafür entschuldigen, dass die HSBC den Erwartungen unserer Regulierer, Kunden, Angestellten und der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden sind“, sagte die Topmanagerin.
„Wir haben aus unseren Erfahrungen in den USA gelernt und wenden diese nun auf einer globalen Basis an.“ Es seien Änderungen in der Unternehmenskultur, der Struktur, den Regeln und beim Personal der Bank vorgenommen worden, um den US-Kontrollstandards zu genügen. Dorner hatte 2010 die Leitung der nordamerikanischen Niederlassungen übernommen.
Der Fall HSBC wird in Großbritannien als weiterer Schlag für die Branche gewertet, die für das Land so wichtig ist. Mit Barclays ist eine weitere der vier großen britischen Banken wegen der Libor- Manipulationen massiv in der Kritik. Die beiden anderen Großbanken, Royal Bank of Scotland und Lloyds, mussten in der Finanzkrise teilverstaatlicht werden.
Die Vorwürfe gegen HSBC sind in einem 340 Seiten langen Bericht eines US-Senatsausschusses enthalten. Immer wieder sei es in HSBC-Filialen im Ausland möglich gewesen, Konten zu eröffnen, ohne dass diese einer Prüfung unterzogen wurden, hieß es. So seien etwa allein aus Mexiko innerhalb von zwei Jahren sieben Milliarden Dollar in die USA geschleust worden, obwohl US- und mexikanische Behörden wiederholt davor gewarnt hätten, dass es um Geld aus dem Drogenhandel gehe. „Mexiko hat eine Geschichte schwacher Anti-Geldwäsche-Gesetze“, sagte Levin.
Darüber hinaus kritisierte der Bericht, HSBC habe zwischen 2001 und 2007 Transaktionen aus Nahost verschleiert und durch das Kontrollsystem der USA geschleust. Das Volumen dieser rund 28 000 verdeckten Überweisungen - davon seien allein 25 000 in den Iran zurückzuverfolgen - belaufe sich auf 19,7 Milliarden Dollar.
Zudem habe HSBC Geschäfte mit Banken getätigt, die bekannt für ihre Verbindung zu Al Kaida seien. Levin kritisierte aber auch die US-Aufsichtsbehörde OCC, die über fünf Jahre hinweg die Anti-Geldwäsche-Gesetze toleriert habe.