Ermittlungen gegen Anton Schlecker
Stuttgart (dpa) - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat wegen der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker ein Ermittlungsverfahren gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte eingeleitet.
Es gehe um den Verdacht der Untreue, Insolvenzverschleppung und des Bankrotts, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth in Stuttgart. Den ganzen Tag über durchsuchten Ermittler Wohnungen und Geschäftsräume im ganzen Bundesgebiet und stellten Unterlagen sicher.
Unterdessen kündigte Deutschlands zweitgrößte Drogeriemarktkette Rossmann an, 104 der insgesamt 490 Filialen der Schlecker-Tochter IhrPlatz übernehmen zu wollen. Die Jobs aller Beschäftigten in den betreffenden Geschäften sollten erhalten bleiben, hieß es. Was mit den übrigen 386 IhrPlatz-Filialen geschieht, blieb offen. Insgesamt arbeiten bei IhrPlatz derzeit gut 4000 Menschen.
„In unserer Vorprüfung hat sich ein Anfangsverdacht bestätigt. Daher haben wir ein Verfahren eingeleitet“, sagte Staatsanwältin Krauth. Dieses Ermittlungsverfahren könne in einer Anklage münden, aber auch eingestellt werden, betonte sie. Angaben zu den weiteren Beschuldigten neben Anton Schlecker wollte die Staatsanwaltschaft nicht machen. Bei ihrer Razzia stellten die rund 160 Ermittler nach Polizeiangaben am Mittwoch zahlreiche Unterlagen und Dateien sicher.
Durchsucht wurden bis in die Abendstunden drei Firmenräume im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis, in dem auch der Schlecker-Firmensitz liegt, sowie ein Geschäftsraum in der Region Osnabrück. Die durchsuchten Wohnungen liegen nach den Angaben vor allem im Raum Ulm. Zudem statteten die Ermittler auch privaten Wohnräumen in Berlin, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen Besuche ab.
Ein Sprecher des Insolvenzverwalters erklärte, man sei über die Ermittlungen informiert und unterstütze sie. Unmittelbare Auswirkungen für den weiteren Verlauf des Verfahrens gebe es jedoch vorerst nicht. Nach der Pleite waren wiederholt Vorwürfe laut geworden, vor Anmeldung der Insolvenz seien Vermögenswerte beiseitegeschafft worden. Sie seien etwa Immobilien auf Schleckers Ehefrau oder seine Kinder überschrieben worden. Diese Vorwürfe hatte die Familie stets zurückgewiesen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könne Anton Schlecker als Einzelperson in der von ihm gewählten Rechtsform eingetragener Kaufmann (e.K.) nicht wegen einer Insolvenzverschleppung belangt werden. Das gelte aber nicht für die Töchter Ihr Platz GmbH & Co. KG und die Schlecker XL GmbH. Die Straftatbestände Bankrott, Untreue oder Betrug können laut Gesetz mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Ein eingetragener Kaufmann haftet im Insolvenzfall mit seinem gesamten Privatvermögen. Bei einer GmbH beispielsweise ist die Haftung dagegen auf die Werte der Firma beschränkt.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte Mitte Juni Vorprüfungen aufgenommen, ob die Schlecker-Pleite mit möglichen Straftaten in Verbindung steht. Die zunächst zuständigen Ulmer Ermittlungsbehörden gaben die Aufgabe an die Kollegen in Stuttgart ab, wo die Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Wirtschaftsstrafsachen sitzt.
Schlecker hatte Ende Januar Insolvenz angemeldet. Viele Jahre war Schlecker die Nummer eins der deutschen Drogerieketten. Anton Schlecker eröffnet 1975 die erste Filiale seiner Drogeriemarktkette, zwei Jahre später hatte er bereits 100 Filialen. Gewerkschafter kritisierten später, Mitarbeiter würden schlecht bezahlt und schikaniert. Schlecker sprach von Einzelfällen. Nach einem radikalen und teuren Umbau des Filialnetzes kam 2012 die Insolvenz: 25 000 Mitarbeiter mussten gehen, im Juni schlossen die letzten Filialen.