Hunderte Wiesenhof-Festangestellte bekommen die Kündigung
Lohne (dpa) - Nach dem Feuer in der Wiesenhof-Geflügelschlachterei im niedersächsischen Lohne verlieren Hunderte Menschen ihren Job. Von den rund 750 festangestellten Mitarbeitern sollen mehr als 400 im Laufe des Monats Juli die Kündigung erhalten.
Über 100 befristete Arbeitsverträge seien bereits Ende Juni ausgelaufen, sagte der Chef der Wiesenhof-Mutter PHW, Paul-Heinz Wesjohann, in Lohne. Seit dem Brand hätten rund 20 Festangestellte von sich aus gekündigt.
Unternehmen, die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und der Betriebsrat hatten sich nach langen und schwierigen Verhandlungen auf einen Sozialplan mit Interessenausgleich geeinigt. Dieser sieht Abfindungen vor und soll den entlassenen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, nach dem Wiederaufbau erneut zu den alten Bedingungen bei Wiesenhof zu arbeiten, wie Wesjohann und der Oldenburger NGG-Chef Matthias Brümmer sagten. Es sei kein ruhmreicher Tag, aber doch ein Ergebnis, das sich sehen lassen könne, sagte Brümmer.
Ende März hatte ein technischer Defekt einen Großbrand in der Schlachterei ausgelöst. Versicherungsangaben zufolge liegt der Schaden bei rund 300 Millionen Euro. Vor dem Brand arbeiteten bei der Schlachterei 1200 Menschen, darunter 450 Leiharbeiter und Werkvertragsarbeiter.
Derzeit werden an dem Standort bis zu 90 000 Tiere zerlegt, die von anderen Schlachtereien kommen, sagte Wesjohann. Die PHW-Gruppe beabsichtige zwar, den Schlachthof am Standort Lohne in zwei Bauabschnitten wieder aufzubauen. Es könne aber bis zu fünf Jahre dauern, bis die frühere Schlachtkapazität von mehr als 430 000 Hähnchen pro Tag wieder erreicht sei.
„Die Vereinbarung tut sehr weh“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Zafer Babacan. Die Zukunft sei durch die Wiedereinstellungsklausel gesichert. „Wir hoffen, dass die Familie Wesjohann tatsächlich den Standort wieder aufbaut - das ist unser Wunsch, unser Ziel, unser Traum.“ Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bedauerte die Entlassungen, zeigte sich aber erfreut darüber, dass der Standort erhalten bleiben soll.