Britische Notenbank will bei Abschwung gegensteuern
London (dpa) - Die Bank of England (BoE) warnt vor einer erheblichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Großbritannien wegen des Brexit-Votums. Nun wollen die Währungshüter den britischen Banken bei der Kreditvergabe unter die Arme greifen.
Er sehe wachsende Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung, sagte Notenbankchef Mark Carney am Dienstag bei einer Pressekonferenz in London. Zuvor hatte die Zentralbank bekannt gegeben, eine wichtige Vorschrift für Banken auf Eis zu legen, um Engpässe bei der Kreditvergabe zu vermeiden.
Damit müssen die Banken bei der Darlehensvergabe weniger Geld zur Absicherung zurücklegen. Die BoE geht davon aus, dass die Einführung eines geplanten zusätzlichen Kapitalpuffers bis mindestens Juni 2017 ausgesetzt bleibt.
„Das bedeutet, dass drei Viertel der Banken, die für 90 Prozent der Ausleihungen in der britischen Wirtschaft stehen, mit sofortiger Wirkung größere Flexibilität haben werden, um das Kreditangebot gegenüber der Realwirtschaft aufrecht zu erhalten“, hieß es. Der Wegfall des Puffers erhöhe die Ausleihkapazität der britischen Banken um bis zu 150 Milliarden Pfund.
Die Währungshüter warnten vor Risiken für die Finanzmarktstabilität in Großbritannien und verwiesen auf das hohe Leistungsbilanzdefizit, das im Gegenzug einen hohen Zufluss an ausländischem Kapital erforderlich macht. Es gebe Hinweise, dass sich dieser Zufluss bereits verlangsamt habe, warnte die Notenbank. Zudem hätten sich die Risikoprämien für britische Finanzanlagen erhöht.
Risiken gebe es zudem im britischen Markt für Gewerbeimmobilien, wo sich der Zufluss an ausländischem Kapital bereits im ersten Quartal - also vor dem Brexit - um 50 Prozent verringert habe.
Notenbankchef Carney signalisierte Handlungsbereitschaft, um wirtschaftliche Folgen nach dem Votum abzudämpfen. Man werde alles Nötige tun, um Großbritannien unter die Arme zu greifen und in unsicheren Zeiten die Beschäftigung und das Wachstum zu stützen.