ICE platzen aus allen Nähten

In vielen Zügen drängeln sich mehr Gäste als es Plätze gibt. An Ostern mussten Züge sogar geräumt werden.

Berlin. Besonders Wochenendpendler kennen das Reisen in vollen Zügen. Freitagabends und am Sonntagnachmittag im ICE Frankfurt-Berlin oder Hamburg-Köln fahren Viele im Stehen oder richten sich notgedrungen auf dem Fußboden ein. Dabei lassen sich Sitzplätze reservieren. Zur Pflicht machen will die Bahn dies aber nicht, auch wenn über Ostern zwei total überfüllte Züge gestoppt werden mussten.

Der Kundenandrang ist nicht konstant, sondern schwankt auch bei Fernzügen stark, die täglich 340.000 Fahrgäste befördern. Früh am Morgen strömen Hunderttausende Pendler zur Arbeit, über Feiertage rollen Reisewellen durch die Republik. Dagegen sind zum Beispiel am Samstagnachmittag viele Züge leer.

Für die Planer kommt es darauf an, die Flotte so auszulegen, dass sie in Spitzenzeiten nicht völlig überlastet ist, aber auch nicht viel zu groß für die übrigen Zeiten. Exakt zu berechnen ist das nicht. Denn anders als beim Fliegen, wo nur der an Bord kommt, der ein Ticket für eine bestimmte Maschine hat, gilt am Bahnhof im Prinzip für alle Züge: Einfach einsteigen, bitte!

Aus Sicherheitsgründen dürfen die Sitzplätze rein rechnerisch nicht zu mehr als 200 Prozent besetzt sein. Das wären bei einem ICE mit etwa 750 Sitzplätzen maximal 1.500 Fahrgäste. Die Zugbegleiter müssen es im Auge haben, wenn das Limit überschritten wird. „Das passiert äußerst selten“, sagt ein Bahn-Sprecher. Über Ostern seien bei mehr als 5.000 Fernzugfahrten nur ein ICE und ein Intercity betroffen gewesen.

Um die Auslastung gleichmäßiger zu verteilen, locken die Planer mit Schnäppchen-Angeboten zu weniger gefragten Zeiten. Dafür müssen sich Fahrgäste wie beim Fliegen auf eine Verbindung festlegen. Doch die Wirkung ist begrenzt, da Reisende mit 50-Prozent-Bahncard ganz flexibel für die Hälfte fahren.

„Wo starke Nachfrage absehbar ist, sollten Entlastungszüge eingesetzt werden“, sagt der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Allerdings habe die Bahn wegen Technikproblemen vorerst kaum Reserven. Manche Reisende gehen auf Nummer sicher und reservieren. Doch das kostet am Automaten 2,50 Euro und am Schalter 4,50 Euro je Strecke.

Mit einer Reservierungspflicht wie bei Fernzügen in Frankreich ließe sich Überfüllung vermeiden. Doch davon halten die deutschen Bahner wenig: „Wir wollen, dass jeder Zug fahren kann, wann er will“, sagt Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg. Vorgeschrieben sind Reservierungen für 11,50 Euro allein bei ICE-Sprintern, die ohne Halt etwa von Berlin nach Frankfurt rauschen. Die Möglichkeit zur Spontanreise ist den Kunden wichtig, sagt Pro-Bahn-Chef Naumann.

Infos zur Platzreservierung http://dpaq.de/FPKyG