ifo-Index: Stimmung überraschend aufgehellt
München (dpa) - Deutschlands Unternehmer trotzen der Euro-Schuldenkrise und trüben Wachstumsprognosen. Nachdem der ifo-Index als wichtiges Konjunkturbarometer der deutschen Wirtschaft viermal in Folge nach unten zeigte, hellte sich die Stimmung im November überraschend auf.
Dass der Index von 106,4 auf 106,6 Punkte stieg, lag zudem an den besseren Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate. Volkswirte sehen darin zwar ein Zeichen der Entspannung, aber keinesfalls eine Trendwende.
Aus den Antworten der 7000 befragten Unternehmer der gewerblichen Wirtschaft ergab sich für die Aussichten ein Wert von 97,3 Punkten. Im Oktober waren es 97,0 Punkte. Ihre aktuelle Lage schätzen die Unternehmer unverändert positiv ein. Der ifo-Index zeigt wie im Oktober einen Wert von 116,7 Punkten. „Die deutsche Wirtschaft schlägt sich vor dem Hintergrund der internationalen Verwerfungen weiterhin vergleichsweise gut“, urteilte Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts.
Als stabilisierender Faktor erweist sich dabei die Binnennachfrage. Sie kann in manchen Bereichen sinkende Auftragseingänge aus dem Ausland abfedern.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, beurteilt die Werte allerdings als „nur auf den ersten Blick gut“. Tatsächlich sei der leichte Anstieg des Geschäftsklimas nämlich der Bewertung aus den Branchen Bauwirtschaft und Großhandel zu verdanken - „also aus Sektoren, in denen das Geschäftsklima häufig von Monat zu Monat stärker schwankt als in anderen Zweigen der Wirtschaft“. Im „richtungsweisenden Kern“ der deutschen Wirtschaft, nämlich der Industrie, sei das Geschäftsklima dagegen gesunken - von 102,4 auf 101,9 Punkte.
Immer mehr deute deshalb darauf hin, „dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr etwas schrumpft“, urteilt Krämer. Aber eben nur etwas, das ist die gute Nachricht. Das Risiko, dass die Panik an den Finanzmärkten auf den Unternehmenssektor überschwappe, sei „nach wie vor sehr begrenzt“, ist Andreas Rees, Chefvolkswirt der Unicredit überzeugt. Von einer bevorstehenden Rezession könne keine Rede sein.
Allerdings: Ein einmaliger und auch leichter Anstieg des Geschäftsklimas ist noch keine Trendwende. Bereits im nächsten Monat könne es auch wieder bergab gehen, sagt ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger. „Die Tendenz geht nach unten, aber es gibt immer wieder Lichtblicke.“