Ifo: Krim-Krise dämpft die Stimmung in der deutschen Wirtschaft
München (dpa) - Die deutsche Wirtschaft blickt wegen der Krim-Krise und wachsender Probleme in vielen Schwellenländern etwas skeptischer in die nahe Zukunft.
Erstmals seit Oktober sank der Ifo-Geschäftsklimaindex im März von 111,3 auf 110,7 Punkte, wie das Ifo Institut am Dienstag in München mitteilte. Vor allem die Erwartungen an die kommenden Monate trübten sich ein, ihre aktuelle Lage bewerten die Firmen sogar besser als bisher.
Dennoch wachsen die Sorgen. „Die Krise der Schwellenländer und die Ereignisse auf der Krim zeigen ihre Wirkung“, sagte Ifo-Präsident Hans Werner Sinn. Überraschend kommt die Entwicklung nicht. Fachleute hatten mit einem Rückgang auf 110,9 Punkte gerechnet. Die bessere Lageeinschätzung zeige aber, dass die Geschäfte der Unternehmen nach wie vor gut liefen.
Auch die Exportaussichten in der Industrie seien weiter zuversichtlich, sagt Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Das spreche dafür, dass weniger die Währungs- und Konjunktursorgen in Wachstumsländern wie Brasilien, der Türkei oder China die Manager umtrieben, als viel mehr die Krim-Krise.
„Da wächst die Vorsicht“, sagte Wohlrabe. „Kurzfristig sehe ich aber für die Wirtschaft keine konkreten Auswirkungen.“ Es sei eine ganz natürliche Reaktion, dass angesichts der offenen Entwicklung nun erstmal durchgeatmet werde.
In der leichten Abwärtsbewegung spiegelten sich die Sorgen um die Ukraine-Krise und die Wachstumsabschwächung in den asiatischen Schwellenländern, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Für das Wachstum in diesem Jahr sieht der Fachmann keine Gefahr. „Das hohe Niveau des Ifo-Geschäftsklimas stützt unsere Prognose, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um zwei Prozent wachsen dürfte.“
Das sieht auch KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner so. „Die Unternehmen sehen mit Augenmaß auf die Krim-Krise, wie das nur leicht gesunkene Geschäftsklima zeigt.“ Solange es keine umfassenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland gebe, bleibe der Rückgang vorübergehend, sagte Zeuner. Bislang werde die Entwicklung das vorhergesagte Wachstum der deutschen Wirtschaft nicht bremsen.
Aus Sicht von VP-Chefvolkswirt Thomas Gitzel wächst aber die Angst. Vor allem gebe es Bedenken, dass Russland sich anders orientieren könnte. „Wendet sich die russische Wirtschaft zukünftig verstärkt Asien zu, hat dies auch Konsequenzen für die europäische Wirtschaft“, sagte Gitzel. „Wenn aus einer G8-Runde eine G7-Runde wird, mag das zwar für die Politik konsequent sein, für die Industrie sind dies aber keine erbaulichen Signale.“
Für 2014 sei das Wachstum wohl in trockenen Tüchern. „Die Gefahr nimmt aber zu, dass die Unternehmen ihre Expansionspläne für das Jahr 2015 behutsamer angehen“, sagte Gitzel.
Der Ifo-Index hält sich bereits seit März 2010 über der Marke von 100 Punkten. Den letzten kleinen Rückgang hatte es im Oktober des vergangenen Jahres gegeben. Erst nach drei Veränderungen in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende. Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen ermittelt.