ifo: Ost-Wirtschaft findet erst 2030 Anschluss an Westen
Erfurt (dpa) - Die ostdeutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des ifo Instituts noch auf Jahre der gesamtdeutschen Entwicklung hinterherhinken. Der Osten werde voraussichtlich erst 2030 das Niveau der strukturschwachen Westländer erreicht haben.
Das sagte Joachim Ragnitz vom ifo Institut in Dresden am Montag bei einem Konjunkturgespräch in Erfurt. Er halte es für unwahrscheinlich, dass dieses Ziel bereits mit Auslaufen des Solidarpakts 2019 erreicht werde.
Zwar seien Regionen wie die um Jena, Potsdam, Dresden und Leipzig bereits jetzt gut aufgestellt und könnten daher auch schneller aufholen. Aber die neuen Bundesländer mit dünnbesiedelten und strukturschwachen Gebieten seien vorwiegend ländlich geprägt. „Das zieht das Gesamtbild nach unten“, sagte Ragnitz.
Einen weiteren Grund für die schwächere konjunkturelle Entwicklung im Osten als im gesamten Bundesgebiet sieht Ragnitz in der demografischen Entwicklung. Eine stark alternde und schrumpfende Bevölkerung in den neuen Bundesländern führe zum Verlust von Kaufkraft.
Derzeit befinde sich die Wirtschaft im Osten in einer deutlichen Abschwungphase. „Von einer Rezession sind wir aber weit weg“, betonte Ragnitz. Für 2013 werde im Osten mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent gerechnet.
Einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag des Thüringer Wirtschaftsministeriums zufolge sind bis 2030 Investitionen von mehr als 1000 Milliarden Euro nötig, damit der Osten bei der Wirtschaftskraft mit dem Westen Deutschlands gleichziehen kann. Laut der Untersuchung tritt der Aufholprozess Ost trotz Erfolgen bei Unternehmensansiedlungen und gesunkener Arbeitslosigkeit bei der Produktivität der Wirtschaft und den Bruttolöhnen seit einigen Jahren auf der Stelle.