IfW traut Deutschland starkes Wachstum zu

Kiel/Frankfurt (dpa) - Dank kräftiger Investitionen und kauflustiger Verbraucher steuert die deutsche Wirtschaft nach Überzeugung von Experten auf eine mehrjährige Boomphase zu. Wie zuvor etwa die Bundesbank hat nun auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Konjunkturprognose angehoben.

Foto: dpa

Im laufenden Jahr erwarten die Kieler nun 2,0 statt bisher 1,9 Prozent Wachstum. Für das kommende Jahr sei unverändert mit einem Plus von 2,5 Prozent zu rechnen, teilte das IfW mit.

Zusätzlich zu den anziehenden Investitionen der Unternehmen werde der private Verbrauch angesichts wieder kräftiger steigender Einkommen spürbar zunehmen, heißt es in der Analyse.

Zugleich warnen die Experten vor Gefahren durch die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Die Stabilitätsrisiken für den Euroraum würden steigen, weil die Geldpolitik im Begriff sei, ihre Möglichkeiten zu überschätzen. Zwar würden von der Leitzinssenkung wohl keine nennenswerten Effekte auf die Konjunktur ausgehen. Mit immer neuen Liquiditätsspritzen drohe die EZB jedoch mehr neue Probleme zu schaffen als sie löse. Die Ursachen für die Krise in Europa seien „nicht mit monetären Manövern zu bewältigen“.

Die Währungshüter hatten Anfang Juni ein beispielloses Anti-Krisenpakets aufgelegt. Unter anderem senkten sie den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15 Prozent. Außerdem müssen Banken erstmals 0,10 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, statt Kredite zu vergeben. Eine zusätzliche Milliardenspritze für Banken soll die Kreditvergabe insbesondere im Süden des Euroraums antreiben.

Grund für die Maßnahmen sind die niedrige Inflation und die flaue Konjunkturerholung im Euroraum. Die Jahresteurung war im Mai auf den außergewöhnlich niedrigen Wert von 0,5 Prozent gesunken. Die EZB sieht Preisstabilität bei einer deutlich höheren Rate von knapp unter 2 Prozent.

Die EZB-Experten prognostizieren für 2014 eine Jahresteuerung von 0,7 Prozent in der Eurozone. Mit der erwarteten allmählichen Erholung der Konjunktur und dem Rückgang der Arbeitslosigkeit werde die Teuerungsrate schrittweise wieder steigen. 2015 steigen die Verbraucherpreise demnach um 1,1 Prozent, 2016 um 1,4 Prozent. „Diese Aussichten entsprechen der Einschätzung, dass die Gefahr einer Deflation im Euroraum zum jetzigen Zeitpunkt gering erscheint“, erklärte die Notenbank in ihrem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht.

Während die EZB aus Sicht des IfW über das Ziel hinausschießt, fordern die Ökonomen mehr Ehrgeiz von der Politik. Sonderfaktoren wie das derzeitige Zinstief ließen den Kurs der Finanzpolitik solider erscheinen als er sei. Unzureichende Sparanstrengungen gepaart mit wachstumsfeindlichen Plänen wie dem Mindestlohn, der Frühverrentung und der Energiepolitik erhöhten die Stabilitätsrisiken.

Positiv schätzt das IfW die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ein. Der Beschäftigungsaufbau setze sich beschleunigt fort. Zugleich werden die Nettolöhne der Prognose zufolge im kommenden Jahr so stark steigen wie seit 1991 nicht mehr. Nach zweijähriger Schwächephase ziehen der Prognose zufolge schon 2014 die Investitionen der Unternehmen wieder kräftig an. Die Ausgaben der Firmen dürften stark von Kapazitätserweiterungen geprägt sein „und gegen Ende nächsten Jahres das Vorkrisenniveau erstmals überschreiten“.