Tarifkonflikt IG Metall und Arbeitgeber ringen um Annäherung
Böblingen (dpa) - Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie ringen Arbeitgeber und Gewerkschaft weiter um einen Kompromiss.
Bei der vierten Verhandlungsrunde für den wichtigen Tarifbezirk Baden-Württemberg war nach mehrstündigen Gesprächen am späten Mittwochabend offen, ob eine Lösung am Verhandlungstisch gelingt. Die Stimmung sei konstruktiv, hieß es aber am Rande der Gespräche des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall und der IG Metall in Böblingen.
Die Tarifparteien streben einen Pilotabschluss für Baden-Württemberg an. Arbeitgeber und Gewerkschaft verhandeln für bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigte. Sollten sich beide Seiten in wesentlichen Streitpunkten annähern, wäre der Weg für weitere Verhandlungen und eine mögliche Einigung frei. Bei anhaltenden Differenzen drohen 24-Stunden-Warnstreiks.
Vor der vierten Verhandlungsrunde hatten IG Metall und Arbeitgeber ihre Bereitschaft zu Lösungen bekundet. Im besonders umstrittenen Thema Arbeitszeitverkürzung kündigten sie Lösungsvorschläge an.
IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger betonte: „Ich möchte heute hier nicht über ganztägige Warnstreiks reden, sondern wir sind hier, um an Lösungen zu arbeiten.“ Der Chef des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf, sagte: „Wir haben auf beiden Seiten Interesse daran, die Verhandlungen zeitnah abzuschließen.“ Man habe in den Expertenrunden bereits gute Ergebnisse erarbeitet.
Im Kern geht es um die Forderung der Gewerkschaft, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit für die Dauer von bis zu zwei Jahren auf 28 Wochenstunden reduzieren können. Dem stehe der Arbeitgeberverband grundsätzlich offen gegenüber, „allerdings nur, wenn es dann auch eine Volumenöffnung nach oben gibt“, wie Verbandschef Wolf sagte. Gemeint ist die Möglichkeit, die Arbeitszeit auch auf bis zu 40 Stunden erhöhen zu können. Es gebe in Betrieben viele Menschen, die gerne mehr arbeiten und dadurch mehr Geld verdienen würden, so Wolf.
Weiterhin strittig ist in diesem Zusammenhang die Forderung der IG Metall, Schichtarbeitern sowie Beschäftigten mit kleinen Kindern oder Pflegebedürftigen in der Familie einen finanziellen Ausgleich zu bieten, wenn sie ihre Wochenstunden reduzieren. Hier hat die Gewerkschaft den Arbeitgebern laut Zitzelsberger am Mittwoch einen Alternativvorschlag vorgelegt. Die Arbeitgeber halten den Zuschuss für unrechtmäßig, weil er all jene diskriminiere, die bisher schon Teilzeit arbeiteten, aber kein zusätzliches Geld erhielten.
Über eine Erhöhung der Entgelte wurde dem Vernehmen nach bisher noch gar nicht verhandelt. Dies steht an, wenn der Konflikt um die Arbeitszeitregeln gelöst ist. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um sechs Prozent.