In der Siemens-Chefetage werden Karten neu gemischt
Personalchefin Brigitte Ederer geht, Josef Ackermann verlässt den Aufsichtsrat.
München. Nur wenige Wochen nach der Ablösung von Siemens-Chef Peter Löscher treibt der Aufsichtsrat den Umbau der Konzernspitze voran. Personalchefin Brigitte Ederer (57), eine enge Vertraute von Löscher, wird den Konzern vorzeitig verlassen. An ihrer Stelle soll Technik-Vorstand Klaus Helmrich (55) ab 1. Oktober den Posten des Arbeitsdirektors zusätzlich übernehmen, wie Siemens mitteilte. Zum neuen Finanzvorstand bestellte der Aufsichtsrat den bisherigen Finanzchef des Industriesektors, Ralf Thomas (52).
Mit dem Abgang Ederers hat der Siemens-Vorstand künftig neun statt zehn Mitglieder. Zum Jahresende scheidet zudem mit Barbara Kux auch die zweite Frau aus der Führungsspitze von Deutschlands größtem Elektrokonzern aus. Der Vorstand wird damit wieder rein männlich besetzt sein.
Die Zusammenlegung des Technologie- und Personalressorts begründete Siemens mit der Notwendigkeit, die besten Talente aus Wissenschaft, Forschung und Technik für sich zu gewinnen. „Brigitte Ederer war durch ihr vorzeitiges Ausscheiden bereit, diese neue Ressortstruktur im Vorstand schon jetzt möglich zu machen“, sagte Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. Ederers Vertrag wäre bis 2015 gelaufen. Sie erhält dem Vernehmen nach fünf Millionen Euro Abfindung.
Dem vorzeitigen Abgang ging nach Angaben des Gesamtbetriebsrates aber auch Streit mit den Arbeitnehmervertretern voraus. Ederer habe bei Fragen der Vielfalt und Familienfreundlichkeit zwar Ergebnisse erreicht, erklärte die stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn. „Wir haben ihr in harten Auseinandersetzungen aber auch versucht zu vermitteln, dass Betriebsräte in wirtschaftlichen Fragen und in Fragen der Konzernkultur angehört werden wollen.“ Dabei habe es „grundsätzliche Meinungsunterschiede gegeben, wie betriebliche Mitbestimmung in der Praxis gelebt werden soll“.
Auch im Siemens-Aufsichtsrat ist der Wechsel nach dem Rückzug von Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann perfekt: Für ihn soll der Co-Chef von SAP, Jim Hagemann Snabe (47), in das Gremium einziehen. Zum zweiten Stellvertreter von Chefaufseher Cromme wurde Aufsichtsrat Werner Wenning (67) gewählt. Ackermann hatte den Rückzug aus dem Aufsichtsrat mit „Diskrepanzen in Stil und Fairnessfragen“ begründet. dpa