Industrie strotzt vor Zuversicht
Die deutschen Unternehmen setzen auf China — aber nicht nur.
Hannover. Von Konjunkturpessimismus keine Spur: Die Schlüsselbranchen der deutschen Industrie zeigen sich voller Zuversicht.
Trotz der deutlich verhalteneren Einschätzungen vieler Wirtschaftsforscher gehen die Branchenverbände auf der Hannover Messe davon aus, dass die wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte anziehen wird.
„Deshalb fällt unsere Prognose auch höher aus, als die aktuellen Zahlen hergeben“, sagt der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel. Der BDI erwartet für 2012 ein Plus von einem Prozent.
Die Mahnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Eröffnung der Industrieschau — die deutschen Unternehmen müssten auch angesichts der wachsenden Konkurrenz aus Fernost aufpassen, dass sie wettbewerbsfähig bleiben — unterstreicht auch Keitel.
Aber die Industrie habe zugleich allen Grund zum Selbstbewusstsein: „Wir haben in den klassischen Technologiefeldern immer noch einen großen Vorsprung.“
Den reklamieren deutsche Firmen vor allem in den Schwerpunktfeldern der Hannover Messe: Umweltschonende Produktionsverfahren und Energieeffizienz. Letzteres ist auch für das diesjährige Partnerland der Messe, das Riesenreich China, von besonderer Bedeutung.
Gerade im Export solcher Technologien rechnet sich die Industrie große Chancen auf dem Weltmarkt aus. Nur so werde Deutschland seine exzellente Position behaupten und ausbauen können, sagt der Präsident des Branchenverbandes der Elektroindustrie, Friedhelm Loh.
Deutschland sei angewiesen auf Rohstoffe — insbesondere auf die „Seltenen Erden“, die für Higtech-Produkte der Elektroindustrie unerlässlich sind. Und es gibt weitere Hausaufgaben in der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.
Aber China ist auch nicht alles. Bei aller Bedeutung des Riesenreichs: „Man darf nicht vergessen, dass China als Abnehmer deutscher Exporte nur die Nummer fünf ist“, sagt BDI-Präsident Keitel. Zwar biete das erwartete Wachstum im Reich der Mitte von gut acht Prozent große Chancen.
„Aber wir haben eine ganze Reihe von Märkten, die wir nicht vergessen sollten“, betonte er. Dazu zählten Japan und die USA, die „grüne“ Technologien gut gebrauchen könnten — aber auch Europa. Der Partner Griechenland sollte ebenfalls gestärkt werden, damit Europa nicht auseinanderfällt.