Infineon verbucht Rekord und wappnet sich für triste Zeiten
München (dpa) - Infineon bekommt die schwächere Konjunktur zu spüren und dämpft wegen der trüben Aussichten die Erwartungen an das jüngst gestartete Geschäftsjahr. Vor allem im Industriechips-Bereich läuft es für den Münchner Halbleiterhersteller inzwischen deutlich schlechter als noch vor einigen Wochen.
Gut sieht es hingegen im Geschäft mit der Autoindustrie aus. Insgesamt rechnet Konzernchef Peter Bauer vor allem angesichts der Unsicherheiten wegen der Euro-Schuldenkrise, aber auch wegen der weltweit trüberen Aussichten mit schwächeren Zahlen für den Münchner Dax-Konzern.
Deswegen werden nach den Rekordwerten für das am 30. September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2010/11 die Nachrichten wohl erstmal weniger schön ausfallen. Der Umsatz werde 2011/2012 um etwa 5 Prozent schrumpfen, im ersten Geschäftsquartal werden es wohl sogar 10 Prozent weniger sein. Doch nach Umbau und Schrumpfkur sieht Bauer sein Unternehmen gut gerüstet und erwartet für die Zukunft deutlichen Zuwachs. „Wir glauben nach wie vor langfristig an zweistelliges Wachstum“, sagte Bauer am Mittwoch bei der Vorlage der Jahresbilanz.
Er hat das Unternehmen in den letzten Jahre umgekrempelt und schlanker gemacht. Inzwischen konzentriert sich Infineon auf das Autogeschäft, das Industriegeschäft und auf Sicherheitschips. All dies sind Wachstumsmärkte, die dem einstigen Dauersorgenkind zu Stabilität verhelfen sollen. Schuld an den schwächeren Aussichten sei vor allem die Euro-Schuldenkrise. „Ein Großteil unserer jetzigen Prognose ist der makroökonomischen Unsicherheit geschuldet“, sagte Bauer den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Viele Unternehmen, auch Infineon, handelten vorsichtig und verschöben Investitionen.
Zu vorsichtig will Bauer allerdings auch nicht sein. Es werde weiter in neue Produkte und Fertigung investiert. Allerdings soll weltweit weniger Personal eingestellt werden. Sorgen um ihre Jobs müssten sich die derzeit weltweit rund 25 750 Beschäftigten aber nicht machen. „Es gibt keine Veranlassung, dass wir Personal abbauen“, sagte Bauer. Im Gegenteil, schließlich werde der Fachkräftemangel Infineon vor allem in Deutschland und Österreich hart treffen.
Auch über Zukäufe denkt Bauer weiter nach - und angesichts einer gut gefüllten Kriegskasse inzwischen wohl konkreter. Denn gerade in einem schwächeren Umfeld könnten Übernahmen günstiger werden, man könne schauen, „ob man den einen oder anderen Wettbewerber schlucken kann“, sagte Finanzvorstand Dominik Asam. Schnellschüsse werde es nicht geben. „Das ist eine Sache, die wir seriös überlegen“, sagte Bauer. „Ich sehe das momentan nicht, nicht in den kommenden zwei bis drei Monaten.“ Konkrete Ziele wollte er freilich nicht nennen.
Die Halbleiterbranche spürt als Zulieferer für viele Industrien das wirtschaftliche Auf und Ab besonders früh und gilt deswegen auch als Gradmesser für die Wirtschaftsentwicklung. Auch der US-Chiphersteller Texas Instruments und die europäische Branchengröße STMicroelectronics meldeten zuletzt schwächere Geschäfte. Bei Infineon lief es im abgelaufenen Jahr noch prächtig. Für das am 30. September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2010/11 vermeldet der Konzern ein Umsatzplus von 21 Prozent auf knapp 4 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Dax-Konzern rund 1,12 Milliarden Euro, nachdem im Vorjahr noch 660 Millionen Euro verbucht wurden.
Infineon hatte nach einer jahrelangen Durststrecke im Geschäftsjahr 2009/2010 erstmals wieder Gewinne geschrieben und das zweite Mal in seiner Geschichte überhaupt eine Dividende gezahlt. Auch für dieses Jahr werde es eine geben, sagte Bauer. Eine Entscheidung zur Höhe sei aber noch nicht gefallen. Weniger als im Vorjahr werde es aber nicht, sagte der Manager mit Blick auf die 10 Cent, die die Anteilseigner im letzten Jahr pro Aktie einstreichen konnten.