Inflation im Euro-Gebiet auf Drei-Jahres-Hoch

Luxemburg (dpa) - Die Inflation in den 17 Euro-Ländern ist im September auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren geklettert. Die jährliche Teuerungsrate sprang unerwartet stark auf 3,0 Prozent.

Der Wert lag damit 0,5 Punkte höher als im August, teilte die Europäische Statistikbehörde Eurostat heute in Luxemburg mit. Diese erste Schätzung kann später noch korrigiert werden.

Nach Ansicht von Volkswirten hat insbesondere ein kräftiger Anstieg bei den Sprit- und Heizölpreisen den Preisauftrieb angeheizt. Der Ölpreis liege immer noch 20 Prozent über seinem Vorjahresniveau, sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank. Außerdem hätten Sonderfaktoren wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer in Italien die Preise nach oben getrieben.

Stärker hatten die Verbraucherpreise zuletzt im Oktober 2008 zugelegt. Damals hatte die Inflation 3,2 Prozent betragen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Preisstabilität im Eurogebiet mit rund 330 Millionen Menschen nur bei Raten von knapp unter zwei Prozent gesichert. Ökonomen sind trotz der hohen Septemberrate überzeugt, dass sich der Inflationsausblick deutlich aufgehellt hat.

Der starke Preisauftrieb bringt die Notenbank bei ihren Zinsentscheidungen in die Bredouille. Angesichts der schwächelnden Wirtschaft in der Euro-Zone spekulieren die Märkte auf eine Zinssenkung. Eine höhere Inflation spricht aber eher für eine Anhebung der Zinsen. Die EZB hatte den Leitzins im April und Juli um je 0,25 Punkte auf aktuell 1,50 Prozent erhöht und danach eine Zinspause eingelegt. „Der überraschende Inflationssprung macht eine Zinssenkung in der kommenden Woche weniger wahrscheinlich“, urteilte Schulz.

EZB-Chef Jean-Claude Trichet hatte erst unlängst gesagt, dass die Eurozone in den kommenden Monaten mit Inflationsraten über zwei Prozent leben müsse. Grund dafür seien die hohen Preise für Energie und Rohstoffe. Im jüngsten Monatsbericht der Notenbank heißt es aber, dass die Teuerung danach wegen der erwarteten Entspannung der Ölpreise „im Jahr 2012 unter zwei Prozent fallen“ dürfte.

Immer mehr Ökonomen erwarten im Winterhalbjahr eine leichte Rezession im Euroraum, gefolgt von einem geringen Wachstum. „Dies bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit im Euroraum wieder steigen wird. Bei einer Arbeitslosenquote von über 10 Prozent wird es den Gewerkschaften kaum möglich sein, bei den anstehenden Tarifverhandlungen stärkere Lohnsteigerungen durchzusetzen“, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Auch deshalb dürfte der Inflationsdruck nachlassen.

„Spielt der Ölpreis mit, dann wird die Teuerungsrate bereits im März unter 2 Prozent fallen“, sagte Weil. Für den Jahresdurchschnitt 2012 erwarte die Bank einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,6 Prozent.

Auch in Deutschland hatte ein kräftiger Anstieg bei den Sprit- und Heizölpreisen sowie bei Bekleidung die Inflationsrate im September auf den höchsten Stand seit drei Jahren getrieben. Die Verbraucherpreise lagen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 2,6 Prozent höher als vor einem Jahr.

Details zu einzelnen Ländern wird Eurostat am 14. Oktober mitteilen.