Insolvenzverwalter erwarten mehr Firmenpleiten

Wiesbaden/Berlin (dpa) - Die Schuldenkrise schlägt allmählich auch auf die Unternehmen durch. Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten rechnen Insolvenzverwalter mit einem Anstieg der Firmenpleiten noch in diesem Jahr.

Zudem drückt die Krise auf die Zahlungsmoral der Unternehmen. Um ihre liquiden Mittel zu schonen, setzen sie wieder stärker auf Lieferantenkredite und zögern die Bezahlung ihrer Verbindlichkeiten um ein paar Tage mehr hinaus, wie aus dem im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellten D&B-Zahlungsindex für August hervorgeht.

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Krise auf die Realwirtschaft durchschlage, sagte Christoph Niering, Vorsitzender des Insolvenzverwalterverbandes VID, am Mittwoch in Berlin laut Mitteilung. „Erfahrungsgemäß verleiten Krisen wie diese die Banken zu mehr Zurückhaltung bei der Kreditvergabe.“ Die Experten rechnen daher ab Spätherbst mit einem Anstieg der Firmenzusammenbrüche.

Zu Jahresanfang sorgte der Konjunkturaufschwung noch für einen deutlichen Rückgang bei den Firmenpleiten. Im ersten Halbjahr mussten 15 247 Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten, das war ein Rückgang um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank zwischen Januar und Juni um 3,9 Prozent.

Die voraussichtlich noch offenen Forderungen der Gläubiger beliefen sich den Statistikern zufolge auf 15,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2010 waren es noch 21,2 Milliarden Euro gewesen.

„Die Unsicherheit an den Finanzmärkten, die Furcht vor einem erneuten Einbruch der Weltwirtschaft und die weiterhin undurchsichtige Situation der Schuldenstaaten wie Griechenland erfassen nun auch die Realwirtschaft in Deutschland“, sagte D&B-Geschäftsführer Thomas Dold am Mittwoch in Darmstadt. Die Unternehmen achteten wieder verstärkt auf ihre Ausgaben und ihre Liquidität. Im August beglichen rund 53 000 Unternehmen weniger als im Juli ihre Rechnungen pünktlich - immerhin zahlen noch etwas mehr als vier Millionen Firmen nach wie vor innerhalb der Zahlungsfrist. Die Situation sei daher immer noch komfortabel, sagte Dold.

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