Interview mit DGB-Chef Hoffmann: "Der Mindestlohn schützt vor Schmutzkonkurrenz"
Reiner Hoffmann erklärt im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung klar, warum eine Lohnuntergrenze so selbstverstndlich ist wie gesetzlicher Mindesturlaub - und der Wirtschaft keineswegs schadet.
Berlin. In knapp drei Wochen soll der Bundestag das Gesetz zum Mindestlohn verabschieden. Doch der Ruf nach Korrekturen an der umstrittenen Vorlage wird immer lauter. Vor allem in der CDU und der Wirtschaft pocht man auf eine Ausweitung der Ausnahmen bei der geplanten Lohnuntergrenze von 8,50 Euro. Dagegen fordert der neue DGB-Chef Reiner Hoffmann im Gespräch mit unserem Berliner Korrespondenten Stefan Vetter, auch noch die Ausnahmen für Jüngere bis 18 Jahre und Langzeitarbeitslose zu streichen.
Das Gesetz soll der Stärkung der Tarifautonomie dienen. Ist das nicht Etikettenschwindel? So greift die Politik massiv in die Lohnfindung ein. Hoffmann: Es sind die Unternehmen, die in die Lohnfindung der Tarifpartner eingreifen, wenn sie aus der Tarifbindung flüchten — das ist das Problem, nicht der Mindestlohn. Und das geplante Gesetz hat bereits dazu geführt, dass Arbeitgeberverbände Tarifverträge abgeschlossen haben, die über Jahre nicht dazu bereit waren, wie die Fleischwirtschaft und das Friseurhandwerk. Der Wirtschaft ist längst klar, dass der Mindestlohn sie vor Schmutzkonkurrenz schützt. Beim Urlaub gibt es ja auch einen gesetzlichen Mindestanspruch und darüber hinaus gehende tarifliche Vereinbarungen — eine gelungene Kombination, die niemand infrage stellen würde.
Warum Reiner Hoffmann verlangt, dass es beim Mindestlohn keine Ausnahmen gibt - weder für Minderjährige noch für Praktikanten - und für wie realistisch er seine Forderung hält, lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Westdeutschen Zeitung.